Liebreitz, der

[2063] Der Liebreitz, des -es, plur. die -e, ein angenehmer Reitz, von lieb, so fern es in der ersten passiven Bedeutung so viel als angenehm ist, oder vielmehr von dem Hauptworte Liebe, zur Liebe reitzend, eine Eigenschaft, eine Fertigkeit, welche fähig ist, Liebe in andern zu erwecken. Der Liebreitz der Tugend. Ihr anmuthsvollen Kinder, mit jedem Liebreitz der Mutter geschmückt, Geßn. Wo das Herz bescheiden ist, da theilt es unsern äußerlichen Handlungen den der Bescheidenheit eigenen Liebreitz unbemerkt in allen Fällen mit, Gell. Der Liebreitz, der uns früh verbunden, Haged.


Die thränenden Augen, die keichende Brust,

Entkräften den Liebreitz, verscheuchen die Lust,

Haged.


So richtig dieses Wort auch zusammen gesetzt ist, so klebt demselben doch immer etwas Widriges an, vermuthlich, weil es von den Dichtern der vorigen Zeiten so sehr gemißbraucht worden. Über dieß sagt das kürzere Reitz in engerer Bedeutung eben dasselbe, und wird daher auch lieber und häufiger für jenes gebraucht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2063.
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