Männlich

[63] Männlich, -er, -ste, adj. et adv. einem Manne gleich, ähnlich, in dessen Beschaffenheit gegründet, in verschiedenen Bedeutungen dieses Wortes.

1. Von Mann, das befruchtende Individuum organischer Körper einer Art. 1) Eigentlich, wo es von den befruchtenden Individuis so wohl der Menschen und Thiere, als auch der Gewächse gebraucht wird, dieses Geschlecht habend, mit demselben begabt; im Gegensatze des weiblich. Das männliche Geschlecht. Ein männlicher Erbe, ein Erbe männlichen Geschlechtes. Der männliche Stamm, die männliche Linie. Das männliche Glied, welches den wesentlichen Unterschied von dem andern Geschlechte ausmacht. Alles was männlich ist unter euch soll beschnitten werden, 1 Mos. 17, 10, was männlichen Geschlechtes ist. Meine Brust klopft mir voll Unmuth, daß mich die Natur nicht männlich schuf, Weiße. Die männliche Blüthe, die männliche Blume, in dem Gewächsreiche, welche den befruchtenden Blumenstaub enthält; zum Unterschiede von der weiblichen und Zwitterblüthe. Die männlichen Blüthen haben nur allein Staubfäden, Stamina, die weiblichen nur allein Staubwege, Pistilla, die Zwitterblüthen aber beydes zugleich. Das männliche Geschlecht der Wörter, in der Sprachkunst, Genus masculinum; zum Unterschiede von dem weiblichen und ungewissen, oder vielmehr sächlichen. Der männliche Reim, in der Dichtkunst, wenn die Reimsylbe einsylbig ist, zum Unterschiede von dem zweysylbigen oder weiblichen Reime; vermuthlich weil jener gesetzter und männlicher klingt als dieser. 2) Figürlich, in diesem Geschlechte gegründet, demselben gemäß, ähnlich; zum Unterschiede von dem weiblich und im verächtlichen Verstande weibisch. Die männliche Kleidung, wie sie das männliche Geschlecht zu tragen pflegt; im gemeinen Leben die Mannskleidung, so wie man die meisten Zusammensetzungen mit Manns- in der anständigern Sprechart gern durch dieses Beywort zu umschreiben pflegt. Ein Mann in männlichen Künsten und Geschicklichkeiten unerfahren, wird sein Ansehen in der Ehe nicht lange behaupten, Gell.

2. Von Mann, so fern dasselbe ein solches Individuum in engerer Bedeutung nach zurück gelegtem Jünglingsalter bezeichnet; im Gegensatze des kindisch und jugendlich. Das männliche Alter. Männlich aussehen. Eine männliche Stimme haben. Besonders,

3. Mit dem Nebenbegriffe des gesetzten Betragens, des Ernstes, der Entschlossenheit; im Gegensatze des weibisch. Mit einem männlichen Ernste. Eine männliche Hand schreiben. Ein männliches Weib. Die männliche Schreibart, wenn die Gedanken fest mit einander verbunden und gleichsam zusammen gedrängt sind; die kräftige, nervige Schreibart, zum Unterschiede von der weitschweifigen, schleppenden und schalen. Ein männlicher Pinsel in der Mahlerkunst, die gewisse, kräftige, kecke und farbenvolle Art zu mahlen.

4. Ingleichen der Herzhaftigkeit, des entschlossenen, unerschrockenen Muthes; mannhaft, Lat. mascule, im Gegensatze des weibisch. Dadurch ward sie muthig – und faßte ein männlich Herz, 2 Macc. 7, 21. Sie liefen männlich mit einem Sturm an die Mauer, Kap. 10, 35. Wachet, stehet im Glauben, seyd männlich und seyd stark, 1 Cor. 16, 13. Die männliche Ertragung der Übel. Lucie, mein männliches Herz zerbricht[63] deine stolzen Fesseln! Sich männlich wehren. Dein Beyspiel lehret mich einen männlichen Entschluß, Weiße.

Anm. Bey dem Notker in der ersten Bedeutung mannolich, bey dem Stryker in der vierten mendleich, im Oberdeutschen mannlich, bey dem Logau männisch, im Dänischen mandelig und mandlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 63-64.
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