Möhre, die

[262] Die Möhre, plur. die -n, ein Nahme einer Art eßbarer rübenartiger Wurzeln und ihrer Pflanzen; Daucus L. Die wilde Möhre, Daucus Carota L. wohnt auf den Europäischen dürren Feldern und hat eine sehr schmale, weiße, rübenförmige Wurzel. Die gelbe Möhre, zahme Möhre oder Gartenmöhre, welche auch Mohrrübe genannt wird, Daucus sativus L. ist eine Abänderung der vorigen und trägt eine goldgelbe süße Rübe; gelbe Rübe, in Schwaben nur Rübe schlechthin, bey dem Peucer Klingelmöhre, Gritzelmöhre, in Nieders. gelbe Wurzel, oder nur Wurzel schlechthin, im Osnabrück. Muurwortel. Die rothe Möhre, welche auch Carotte genannt wird, nach dem Franz. Carotte, Daucus sativus, radice rubra, crassa, ist blutroth, aber von der Beete oder dem Mangolde noch sehr verschieden. Die weiße Möhre oder Schweinsmöhre, Daucus sativus, radice alba, ist die schlechteste Art.

[262] Anm. Die gelbe Möhre heißt auch im Schwed. Morrot, im Böhm. Mrkew, und im Pohln. Marchew. Der Nahme scheinet die mürbe, markige, eßbare Beschaffenheit auszudrucken, S. 2. Mark; obgleich andere ihn von Moor, Sumpf, herleiten, weil dieses Gewächs einen feuchten und moorigen Boden lieben soll, welche Eigenschaft auch das Franz. Carotte anzudeuten scheinet, von dem Nord-Engl. Carre, Schwed. Kaerr, ein Sumpf, Morast, und Rot, Wurzel. Allein die gelben Möhren wenigstens kommen in einem sandigen Boden besser fort, als in einem sumpfigen. Die Pastinaken, welche gern in lockerer Moorerde wachsen, heißen in Niedersachsen auch Moorwörteln. Im Angels. und noch jetzt in einigen Gegenden Englands bedeutet Mora eine jede Wurzel, und im Angels. ist Feld-Mora die Pastinake.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 262-263.
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