Mage, der

[15] * Der Mage, des -s, plur. die -e, oder der Magen, des -s, plur. ut nom. sing. ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches ehedem, 1. überhaupt einen jeden Verwandten und besonders einen Blutsverwandten bedeutete. Zorn scheidet fruint und mage guot, der Burggr. von Rietenburg. Daher bedeutete Schwertmagen oder Vatermagen ehedem einen Verwandten von väterlicher Seite, wie Spilmagen (eigentlich Spindelmagen) oder Muttermagen einen Verwandten von mütterlicher Seite. Die Magschaft, die Verwandtschaft. Mageschaft ist dreyerley: eine kumpt von geburt, die ander von swagerschaft, die dritte von gevatterschaft, in der Glosse zum Sachsenspiegel. Die Magzahl, Nieders. Machtale, bedeutete daher die Grade der Verwandtschaft. Dieses Wort kommt jetzt nur noch in einigen Niedersächsischen Gegenden vor, wo es Mage lautet, einen Verwandten oder Blutsfreund zu bezeichnen. Schwed. Måg, Angels. Maeg. Altmaga sind im Tatian die Vorfahren. 2. In engerer Bedeutung bezeichnete es ehedem, 1) einen Sohn, bey dem Ulphilas Magau, im Angels. Maeg und Mago, im Wallis. Mah, bey den ältern Schweden Måg, bey den ältern Isländern Mögur. Daher ist bey dem Ulphilas im Dimin. Magula ein Knäbchen, und Thiumagus ein Diener. Unser Magd stammet gleichfalls davon her, S. dasselbe. 2) Den Vater oder die Mutter, in welchem Verstande Magas im Angelsächsischen die Ältern bedeutet. 3) Einen Schwiegersohn, Angels. Mag, Schottl. Maich, Mac, Isländ. Magr, Schwed. Måg. 4) Einen Schwager, Schwed. Måg. Anderer Arten der Blutsfreunde zu geschweigen.

Anm. Wenn die allgemeine Bedeutung eines Verwandten die erste und eigentliche wäre, so würde es ohne Zweifel von dem Zeitworte machen abstammen, und zwar, so fern dasselbe ehedem in engerer Bedeutung verbinden, zusammen machen, bedeutete, S. Gemahl. Sollte aber die Bedeutung eines Kindes, eines Sohnes, die ursprüngliche seyn, so müßte man freylich ein anderes Stammwort für dieselbe aufsuchen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 15.
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