Marien-Faden, der

[71] Der Marien-Faden, des -s, plur. die -Fäden, eine im gemeinen Leben übliche Benennung derjenigen weißen Fäden, womit so wohl im Frühlinge, als am Ende des Sommers die Felder bedeckt sind, und welche auch der Sommer, der fliegende Sommer, unsrer lieben Frauen Fäden, Marien-Garn, Grasweben, Sommerfäden, im Niedersächsischen Slammetje, Mättchen-Sommer, von dem Matthias-Tage, um welchen sie sich zeigen, genannt werden. Sie rühren von Spinnen her, welche vermittelst dieser Fäden in die Luft schiffen, ihre Nahrung zu suchen. Der große Haufe in der Römischen Kirche hält sie für Überbleibsel von dem Tuche der Jungfrau Maria, welches sie im Grabe umgehabt, und bey ihrer Himmelfahrt fallen lassen. Im Schwed. heißen sie Dwaergsnaet, von Dwaerg, Zwerg, eine Art Mittelgeister, und Naet, Netz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 71.
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