May (2), der

[129] 2. Der May, des -es, plur. die -e, im Oberd. des -en, plur. die -en, der fünfte Monath im Jahre, welcher 31 Tage hat. Weil sich der Frühling in demselben mit allen seinen Reitzen zu entwickeln, und die ganze Natur sich zu verjüngen pflegt, so ist er von je her für den angenehmsten Monath im ganzen Jahre gehalten worden. Carl der Große gab ihm den Nahmen des Vuuonnemanoth, Wonnemonathes, und in den spätern Zeiten pflegte man ihn wegen der Rosenblüthe auch den Rosenmonath zu nennen, welcher Nahme noch am häufigsten bey den Dichtern vorkommt.


Ich frowe mih maniger bluomen ruot

Die uns der Meie bringen wil,

König Conrad der junge.


Ihr Kinder des Mayen, lobsinget dem May,

Raml.


Figürlich ist der May des Glückes der angenehme, erwünschte Glücksstand. Nach einer andern Figur wird auch die Mayblume in einigen Gegenden nur May schlechthin genannt, S. Mayblume.

Anm. Im Nieders. Mai, Meg, im Schwed. Maj, im Lat. Majus. Man glaubt gemeiniglich, daß die Deutschen den Nahmen dieses Monathes mit dem übrigen von den Römern angenommen haben. Allein da er schon in dem Salischen Gesetze Meo heißt, so scheinet er älter, und ein bloßer Seitenverwandter des Römers zu seyn. Die Lateinischen Sprachforscher haben allerley Abstammungen für dieses Wort erkünstelt. Ich will sie hier nicht anführen, sondern nur bemerken, daß der Begriff der jugendlichen Schönheit der Natur, welche allen Völkern in der nördlichen Halbkugel jederzeit so fühlbar gewesen, vermuthlich auch zu dessen Benennung Anlaß gegeben hat. Im Nieders. ist moj, im Holländ. mooy, schön, angenehm, im Schwed. mio und im Isländ. mior klein und angenehm, (S. Minder,) und im alt Schwed. eine Jungfrau, S. Magd. In Nieder-Bretagne bedeutet mae grün, blühend, und Maes ein Feld, eine Wiese, eine Matte, im Lotharing. lo Mai und Mé, im alt Franz. Mets, Mès, ein Garten. Die Oberdeutsche Abänderung dieses Wortes, des Mayen u.s.f. welche zuweilen auch bey unsern Dichtern vorkommt, hat auch in die folgenden Zusammensetzungen ihren Einfluß, indem die meisten derselben bey vielen Mayen – für May – lauten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 129-130.
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