Mehl, das

[142] Das Mêhl, des -es, plur. inus. zarter, zu einem unfühlbaren Pulver gemahlener Staub, besonders der nahrhafte Staub dieser Art der Getreidearten, Hülsenfrüchte u.s.f. nach der vermittelst des Beutels davon geschiedenen Kleye. Ungebeuteltes Mehl wird Schrot, und in einigen Oberdeutschen Gegenden Ohs, Aas,[142] Ähß genannt. Rockenmehl, Gerstenmehl, Weitzenmehl, Bohnenmehl, Erbsenmehl, Erdäpfelmehl u.s.f. Der Weitzen gibt ein feines, gesundes Mehl. Mehl mahlen. Schwarzes Mehl, dasjenige Rockenmehl, welches aus dem sechsten und letzten Gange kommt. Gegrabenes Mehl, eine Art dem Mehle in der äußern Gestalt ähnlichen Bolus, welche von dem gemeinen Volke zuweilen in Theuerungen, aber zu seinem großen Schaden, gegessen worden. In weiterer Bedeutung werden zuweilen auch andere zu einem unfühlbaren und dem Mehle ähnlichen Staube getriebene oder zermalmte Körper Mehl genannt. Dergleichen ist das Wurmmehl, oder das von den Holzwürmern zu einem zarten Staube zermalmte Holz, das Bohrmehl, das von dem Bohrer klein gemalmete Holz oder Stein, das Pochmehl in den Hüttenwerken u.s.f. In einigen Gegenden werden auch die Sägespäne Sägemehl genannt.

Anm. Im Nieders. und Dän. Meel, bey einigen Oberdeutschen Schriftstellern Mähl, bey dem Ottfried Melo, bey dem Tatian Meleuue, und noch in einer Schwäbischen Urkunde von 1479 Melbe, im Angels. Mealawe, im Engl. Meal, im Schwed. Mjöl, im Slavon. Mlanie, im Pohln. Mieleny, im Alban. Miel, im Lat. Mola, im Griech. μαλερον. Es ist ein sehr naher Geschlechtsverwandter von Malm, Mulm, Mull, und stammet unmittelbar von mahlen ab, wenn es nicht vielmehr das Stammwort von diesem ist; denn aus den Zusammensetzungen Mehlbeere, Mehlbirn u.s.f. erhellet, daß dieses Wort eine gewisse Art der mürben, weichen Beschaffenheit überhaupt bedeutet, und in dieser Rücksicht ein Geschlechtsverwandter von molsch, mürbe u.s.f. ist. Wenn es im Tatian heißt, schüttelt then Melin fon iuuaren fuozen, den Staub, so ist hier allem Ansehen nach Mulm zu lesen, welches durch das dem Worte Mehl ungewöhnliche männliche Geschlecht wahrscheinlich wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 142-143.
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