Mißlich

[225] Mißlich, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Von dem Bey- und Nebenworte gleich, und miß, war mißlich ehedem so viel wie ungleich, und in weiterm Verstande, verschieden; in welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen veraltet ist. Bey dem Kero missilich. Missiliche suhti, Ottfr. verschiedene Krankheiten. Thoh sint die liuti missilih, ebend. von verschiedener Art. Im Angels. mislic, wo auch Mislicnysse die Verschiedenheit ist. Im Isländ. ist mislett mannigfärbig, bunt. Vermuthlich sind die Niederdeutschen Bedeutungen, da dieses Wort theils für unpaß, theils aber auch für mißmüthig, schwermüthig, gebraucht wird,[225] noch Figuren davon. 2) Von dem Zeitworte missen, und der Ableitungssylbe -lich, was missen, d.i. fehlen oder fehl schlagen kann, dessen Zustand, Ausgang oder Dauer ungewiß, zweifelhaft ist. Der sterblichen Menschen Gedanken sind mißlich, und unsere Anschläge sind fährlich, Weish. 10, 14. Kriegsglück ist mißlich. Ein mißlicher Ausgang. Nichts ist mißlicher, als der äußere Schein. Es ist ein mißlich Ding um unsere Reitze.


Treu, die aus Furcht entsteht, hat mißlichen Bestand,

Opitz.


Oft auch mit einem stärkern Nebengriffe der möglichen Gefahr. Eine mißliche Reise, eine gefährliche. Es stehet mißlich mit ihm, gefährlich. Die Sache sieht sehr mißlich aus.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 225-226.
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