Muhme, die

[304] Die Muhme, plur. die -n, Diminut. das Mühmchen, Oberd. Mühmlein. 1) Der Mutter oder des Vaters Schwester, welche auch die Base genannt wird. Ingleichen eine Person weiblichen Geschlechtes, welche mit einer andern Geschwisterkind ist, und in noch weiterm Verstande, eine jede nahe Seitenverwandte weiblichen Geschlechtes; in welchem Verstande die Deutschen Fürsten, andere fürstliche Personen weiblichen Geschlechtes ihre Muhmen zu betiteln pflegen, da man denn in den Kanzelleyen auch das Beywort freundmühmlich hat. 2) Eine Kinderwärterinn wird im gemeinen Leben, besonders Obersachsens, gemeiniglich eine Muhme oder Kindermuhme genannt. So wie man, 3) auf den Landgütern einiger Gegenden diejenige weibliche Person, welche die Aufsicht über das Vieh hat, die Viehmuhme oder Muhme zu nennen pflegt, welche an andern Orten die Viehmutter heißt.

Anm. In der ersten Bedeutung lautet dieses Wort in den Monseeischen Glossen Muoma, im 14ten Jahrhunderte im Oberdeutschen Mümmey, bey den Schwäbischen Dichtern in der verkleinernden Form Muemel, im Österreich. auch Maim, Mamb, im Nieders. Moje, Moie, Möne, Holländ. Moei, Maeye. Es ist entweder mit Mama, Möme, Mutter, Eines Geschlechtes, wenigstens in einigen Bedeutungen, welches dadurch wahrscheinlich wird, weil der Mutter Schwester im Nieders. auch Medder, Meddersche genannt wird, welches mit dem Latein. Matertera genau überein kommt; oder es stammet auch vermittelst eines andern Ableitungslautes von Ma, Mage, ein Verwandter, mahen, mogen, verbinden, her, so daß es eigentlich einen jeden Verwandten bedeutet, S. Gemahl und Mage. Im Österreichischen bedeutet Mühmling noch jetzt einen jeden Verwandten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 304.
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