Muth (2), das

[335] 2. Das Muth, des -es, plur. die -e, ein im Oberdeutschen sehr bekanntes Wort, wo es eine Art größerer Maße, so wohl für trockne, als flüssige Körper ist. 1) In Ansehung trockner Dinge ist das Muth besonders ein Getreidemaß, welches mit unserm Scheffel überein kommt, und in Zürch 4 Viertel, 16 Vierlinge, 74 Mäßli, oder 36 Immi hält; in Bern aber 12 Berner Mäß, 48 Immi, oder 96 Achterli. In Basel ist die Müdde (wo es zugleich weiblichen Geschlechtes ist) oder der Scheffel 4 Küpflein, oder 8 Becher. Acht Müdden machen daselbst einen Sack. Im Österreichischen hält das Muth 30 Metzen, 120 Viertel, oder 240 Achtel. Es scheinet, daß dieses Gemäß auch in einigen Niedersächsischen Gegenden nicht ganz unbekannt sey; wenigstens werden in den dasigen Torfländern die Fehnkerschiffe nach Mutten berechnet, wenn anders dieses Wort hier nicht einen Haufen Torf bedeutet, da es denn freylich zu einem andern Stamme gehören würde. 2) In Ansehung flüssiger Körper, wird in der Schweiz auch der Wein nach Muthen oder Muiden gerechnet, da denn ein Muth so viel ist, wie ein Saum, d.i. 12 Sester, oder Setiers, oder 92 Maß, so daß ein Muth etwas mehr als 31/2 dasige Eimer oder Brenten hält. In Augsburg hält ein Muth oder Muid 6 Besons, 48 Maß, oder 96 Seidel. 16 Muth machen daselbst ein Fuder. Zu Botzen in Tyrol ist das Muth ein Öhlmaß, welches 120 Hamburger Pfund hält.

Anm. Schon bey dem Ottfried und im Tatian, wo es in solchen Stellen vorkommt, in welchen Luther das Wort Scheffel gebraucht, Muttu, Mutti, in den heutigen Oberdeutschen Mundarten Muth, Müth, Mütt, Muid, Muidd und Muidde, im Angels. Midd, und Mitta, im Franz. Muy, Muid, im mittlern Lat. Muta, im Ital. mit andern End-Consonanten Moggio. Es gehöret mit dem Lat. Modius und Griech. μοδιος zu Maß, Metze und allen Wörtern dieses Geschlechtes, welche einen hohlen Raum bezeichnen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 335.
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