Nähmlich

[421] Nähmlich, adj. et adv. Superl. nähmlichste, welches in dreyfacher Gestalt vorkommt.

1) * Als ein Bey- und Nebenwort, für nahmentlich, mit Nahmen, welches die erste eigentliche Bedeutung dieses Wortes ist, die aber, wenigstens im Hochdeutschen, gar nicht mehr vorkommt. Nämlich und besonder in der Acht begriffen, in Goldasts Reichssatz. bey dem Frisch.

2) Als ein Fürwort, für eben derselbe, entweder so fern Nahme ehedem für Person gebraucht wurde, oder auch für, der vorher genannte. Der nähmliche Freund, den wir gestern sahen, eben derselbe. Wo man auch wohl im Superlativ der nähmlichste sagt. In den gemeinen Sprecharten Ober- und Nieder-Deutschlandes ist diese Bedeutung überaus häufig, daher es auch manchen sonst guten Hochdeutschen Schriftstellern anklebt, welche sich aber dieses Wortes billig enthalten sollten, indem es in der reinen und anständigen Schreibart überaus widrig und unangenehm klingt, auch völlig überflüssig und unnöthig ist, da eben derselbe dessen Begriff völlig erschöpfet. Ausführlicher habe ich dieses in meinem Magazine, B. 2, St. 1, S. 143 zu beweisen gesucht.

3) Als ein Nebenwort allein, da es auch in der anständigen Schreibart, sehr häufig gebraucht wird, die nahmentliche und nähere Bestimmung einer vorher nur allgemein bestimmten Sache zu begleiten. Niemand fähret gen Himmel, denn der von Himmel hernieder kommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist, Joh. 3, 13. Ich will dir das Land geben, nämlich das ganze Land Canaan, 1. Mos 17, 8. Und weil wir solches wissen, nemlich die Zeit, daß die Stunde da ist[421] Röm. 13, 11. Es kamen ihrer drey, nähmlich Cajus, Titius und Mylius.

Anm. In der letzten Bedeutung im Oberd. namlich, namblich, im Nieders. namtlik, benamen, im Dän. nemlich, im Schwed. nämligen, im Engl. namely, bey den Krainerischen Wenden namrezh, woraus dessen Abstammung von Nahme wohl unläugbar wird, zumahl da nahmentlich, von welchem nähmlich nur die verkürzte Form ist, im Oberdeutschen noch für das letztere gebraucht wird. Die Lat. nempe und nimirum scheinen auf ähnliche Art von nomen gebildet zu seyn, ob sie sich gleich ein wenig mehr von ihrer Quelle entfernet haben. Man schreibt dieses Wort bald nämlich, bald aber auch nehmlich und nemlich. Die erste Schreibart gründet sich auf die unrichtige Schreibart des Wortes Nahme, da man es für einen Abkömmling von dem Lat. Nomen hält, und daher das h wegläßt; die zweyte auf die erweislich falsche Ableitung von nehmen, und die dritte auf eine eben so unrichtige von dem Lat. nempe. In vornehmlich, vernehmlich und annehmlich ist das e hingegen richtig, weil diese Wörter unläugbar von nehmen abstammen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 421-422.
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