Nachtigall, die

[397] Die Nachtigall, plur. die -en, ein Sangvogel, welcher zu dem Geschlechte der Grasmücken, oder nach dem Linnee zu den Bachstelzen gehöret, grau, zuweilen aber auch röthlich von Farbe ist, und wegen seines angenehmen Gesanges, welchen er vornehmlich zur Nachtzeit hören lässet, sehr hoch geschätzt wird; Motacilla Luscinia L. Im gemeinen Leben hat man von diesem Vogel zwey Arten, wovon die eine, welche röthlich von Farbe ist, der Rothvogel, und weil er auch bey Tage schlägt, der Tageschläger oder Dörrling, (S. dieses Wort,) die andere mehr graue Art aber, welche am liebsten bey der Nacht schlägt, der Nachtschläger, Sprosser oder Sproßvogel genannt wird. Auch eine Art eines groben Geschützes, welches 45 Pfund schoß, war ehedem unter dem Nahmen der Nachtigall oder Singerinn bekannt.

Anm. Bey den Schwäbischen Dichtern die Nahtegal, im Dän. Nattergal, im Angelsächs. Naectegale, Nightgale, im Engl. Nightingale, im Schwed. Näctergal; alle von Nacht und dem alten Gall, gällen, singen, weil sich dieser Vogel durch sein nächtliches Singen von allen andern unterscheidet, S. Gall und Gällen. Eben so wird der Kibitz, oder doch eine Art desselben in einigen Gegenden der Seegall genannt, nach dessen Muster auch Nachtigall in einigen Gegenden männlichen Geschlechtes ist, der Nachtigall. Die Nahmen, welche dieser Vogel in andern Sprachen führet, sind gleichfalls von seinem Gesange hergenommen. Dahin gehören die Griech. Αιδων und Φιλομƞλƞ, der Latein. Luscinia, von Lux und canere, weil er bey Licht singt, das Ital. Rossignuolo, und andere mehr.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 397.
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