Narren

[430] Narren, verb. reg. welches in doppelter Bedeutung gebraucht wird. 1) Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, auf eine grobe Art wider die gesunde Vernunft handeln, sich als ein Narr betragen; nur noch zuweilen im gemeinen Leben. Hast du genarret und zu hoch gefahren und Böses vorgehabt, Sprichw. 30, 32. Sey nicht allzu gottlos und narre nicht, daß du nicht sterbest zur Unzeit, Pred. 7, 18. Er narret zuweilen, handelt zuweilen närrisch.


Denn das Gold der neuen Welt macht, daß alte Welt sehr narrt,

Logau.


Zuweilen auch spaßhaft handeln. Mit jemanden narren, mit ihm spaßen. In den niedrigen Sprecharten auch narriren, und närrschen. S. auch Ausnarren und Vernarren.

2) Als ein Activum, mit der vierten Endung der Person. Jemanden narren, ihm so begegnen, so mit ihm umgehen, als wenn er des Gebrauchs seiner gesunden Vernunft beraubt wäre, besonders ihn aufziehen, mit vergeblicher Hoffnung aufhalten; auch[430] nur in der niedrigen Sprechart. Es ist eine Schande – daß ein solch Weib sollte unbeschlafen von uns kommen, und einen Mann genarret haben, Judith 12, 12. Er hat mich nun lange genug genarret, mit vergeblicher Hoffnung aufgezogen. Ingleichen, vexiren, äffen, schrauben. Wenn ein großer Lehrer fehlt, soll man ihn nicht narren und eseln, Kaisersb. bey dem Frisch. Im Nieders. ist nirtnarren necken.

Daher das Narren.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 430-431.
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