Nestel, die

[471] Die Nstel, plur. die -n, ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, welches nur noch im Oberdeutschen üblich ist. 1) Das Haarnest, oder die um eine große Nadel gewundenen geflochtenen Haare auf den weiblichen Köpfen, S. Nest 1. 2) Schmale lederne Riemen, oder auch runde Schnüre, etwas damit zuzuschnüren oder an den Kleidungsstücken an- und zuzubinden. Die Schnürnestel, zum Zuschnüren, Schuhnestel, die Schuhe damit zuzubinden, die Hosennestel, die Beinkleider damit zuzubinden. Jemanden die Nestel, oder eine Nestel, ein Nestlein knüpfen, ein ehemahliger Aberglaube, da man durch Knüpfung eines Riemens jemanden zum ehelichen Beyschlafe untüchtig machen zu können glaubte.

[471] Anm. In dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter schon Nestel, im mittlern Lateine Nastala und Nastula, im Schwed. Nast und Nestla, welches aber auch ein Häkchen an den Kleidungsstücken bedeutet, im Angels. Nostle; gleichfalls von nähen, so fern es ehedem verbinden überhaupt bedeutete, und dem noch im Schwed. vorhandenen nästa, nähen. Im Ital. ist Nastro ein Band, eine Cocarde, und im Oberd. wird ein Faden zum Nähen noch jetzt Netze genannt. S. das vorige, ingleichen Netz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 471-472.
Lizenz:
Faksimiles:
471 | 472
Kategorien: