Nie

[490] Nie, ein verneinendes Nebenwort der Zeit, zu keiner Zeit, niemahls, im Gegensatze des je; so wohl von einer vergangenen als künftigen Zeit. Ich habe noch nie gesehen, den Gerechten verlassen, Ps. 37, 25. Es ist mir nie in den Sinn kommen, Jer. 32, 35. Es wird eine solche Trübsal seyn, als nie gewesen ist, Matth. 24, 21. Es soll nie wieder geschehen. Besser spät als nie. Nie sey die Kränklichkeit des Kindes eine Ursache zur Nachsicht gegen seine bösen Neigungen. Gell.


So schön kann nie

Die Flur im Lenze prangen,

Weiße.


Das mehr denn nie für mehr als jemahls ist eine Blume aus den Oberdeutschen Kanzelleyen. Ein so heilsamer und mehr denn nie unentbehrlicher Endzweck. Der Zeit (jetzt) mehr denn nie vorwaltende Umstände.

Die Verdoppelung der Verneinung ist auch hier ein Fehler. Habt ihr auch je einen Mangel gehabt? Sie sprachen: nie keinen, Luc. 22, 35, für nie einen. Es hat nie kein Mensch also geredet, Joh. 7, 46, und in andern Stellen mehr. S. auch 3 Nicht, Nichts und Kein.

Anm. Es ist allem Ansehen nach aus der alten Verneinung ni und je oder ie zusammen gesetzet, so wie nein aus ni und ein, und nicht aus ni und icht. In dem Lat. nunquam ist eine ähnliche Zusammensetzung. S. auch Niemahls, Niemand, Nimmer und Nirgend.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 490.
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