Original, das

[616] Das Origināl, des -es, plur. die -e, aus dem mittlern Lat. Originalè. 1) Eigentlich, das erste feyerliche ursprüngliche Werk; im Gegensatze der Copie. Ein Bild, welches nach dem Leben gemahlt oder von dem Künstler selbst erfunden worden, heißt das Original, zum Unterschiede von der Copie oder dem wieder nach und von diesem Bilde gemahlten Gemählde. In einem andern Verstande ist die gemahlte Person oder der abgemahlte natürliche Gegenstand das Original, da denn das Gemählde, wenn es gleich nach dem Leben und der Natur gemahlt ist, die Copie heißt. In beyden Fällen ist im Deutschen auch das Wort Vorbild, noch mehr aber Urbild üblich, dagegen Nachbild für Copie erst noch einen mehrern Beyfall erwartet. In Ansehung der Schriften, ist der erste feyerliche Aufsatz das Original oder die Urschrift, zuweilen auch die Urkunde, im Gegensatze der Copie oder Abschrift. Etwas im Originale haben. Das Original eines Briefes, eines Vertrages. Die Originale, oder nach dem Lat. Originalia, die Originalien aufweisen. 2) Figürlich nennt man auch ein außerordentliches Genie, eine Person, welche in ihrer Art Selbsterfinder ist, ein Original; da denn auch wohl in weiterer Bedeutung ein seltsamer Kopf, ein Sonderling, den Nahmen eines Originales, nehmlich der Thorheit, des Seltsamen, bekommt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 616.
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