Panzer (3), der

[647] 3. Der Panzer, des -s, plur. ut nom. sing. eine feste gemeiniglich metallene Bekleidung des Leibes vor feindlichen Geschossen und Stichen oder Hieben. Dem Frisch zu Folge bestehet der Panzer eigentlich aus lauter kleinen Ringen von Draht, welche denselben biegsam, aber doch auch undurchdringlich machen. Indessen werden Harnisch, Panzer, und das heutige Küraß, besonders aber die beyden ersten, sehr häufig als gleichbedeutend gebraucht. Goliath hatte einen schuppigen Panzer an, und das Gewicht seines Panzers war fünf tausend Seckel Erzes, 1 Sam. 17, 5. Ein Mann schoß den König zwischen den Panzer und Hengel, 1 Kön. 22, 34. Heute zu Tage werden die Panzer so wie die Harnische wenig mehr gebraucht, und was noch davon bey der schweren Reiterey übrig ist, führet den Nahmen des Kürasses. Bey den Jägern ist der Panzer eine aus Leinwand und Fischbein verfertigte und mit Haaren ausgestopfte Bekleidung der Jagdhunde, um sie auf der wilden Schweinsjagd vor dem Schlagen der wilden Schweine zu beschützen.

Anm. Im Oberdeutschen ist es sächlichen Geschlechtes, das Panzer, auf welche Art es schon im Theuerdanke vokommt. Im mittlern Lat. lautet dieses Wort Paucerea, Panceria, Panseria, im Ital. Panziera, im Schwed. Pantsar, im Böhm. Pancyr und Pohln. Pancerz. Frisch hält es für ein Slavonisches Wort. Die meisten übrigen Wortforscher leiten es von Bansen, Panze, Wanst her, (S. der Bansen und Wanst,) Franz. Panse, Ital. Pancia, weil doch der Panzer vornehmlich den mittlern Theil des Leibes bedeckte, und nach Ihre ist die letzte Sylbe nicht die Ableitungssylbe -er, sondern das Hauptwort aer, aes, Erz, so daß Panzer eigentlich einen ehernen Wanst oder eherne Bekleidung des Unterleibes bedeuten würde. Allein ein Panzer darf eigentlich eben so wenig ehern seyn als ein Harnisch, und über dieß hat es alles Ansehen, daß Panzer, Harnisch und Küraß, so wohl der Sache selbst, als der Benennung nach ausländische Erfindungen sind. Übrigens wurde ein Panzer ehedem auch Halsperik, Halsberge, Hober und Mus, Musu, Museisen genannt. Das mittelste leitet Frisch von dem Franz. Haubert, ein Panzerhemd, ab, wenn nicht vielmehr beyde zu unserm Haube gehören; das letzte aber stammet ihm zu Folge von Masche her, weil er voraus setzt, daß ein Panzer alle Mahl aus kleinen Ringen oder Maschen bestanden habe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 647.
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