Pfeifen (2)

[717] 2. Pfeifen, verb. irreg. Imperf. ich pfiff, Partic. gepfiffen. Es ist in doppelter Gestalt üblich. 1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1) Denjenigen hellen Laut von sich geben, welchen dieses Zeitwort nachahmet und ausdrucket, wo es in allen den Fällen gebraucht wird, in welchen sich ein solcher Laut hören läßt. Der Wind pfeift, wenn er sich durch enge Öffnungen drängt. Die Kugeln pfeifen in der Luft. Der Kugeln Saat pfeift, da die Flamme heult, Kleist. Der Degen flog pfeifend in die Luft. Die ähnliche Stimme der kleinen Vögel und des jungen Federviehes druckt man gleichfalls durch pfeifen aus, Niedersächs. pipen, jipen, Lat. pipire, Griech. πιπιζειν, Ital. pipare. Der Laut der Fischotter ist gleichfalls ein Pfeifen, so wie die Stimme der Pfeifänte, der Pfeifdrossel und anderer Vögel. Figürlich heißt pfeifen mit feiner klarer Stimme reden, und in Niedersachsen pfeift man auch, wenn man sich mit schwacher feiner Stimme beklagt. 2) Diesen Laut hervor bringen. Mit dem Munde pfeifen, ohne ein anderes Werkzeug als den zugespitzten Mund dazu zu gebrauchen. Einem Hunde pfeifen, ihn auf solche Art zu sich rufen. Auf einem Blatte pfeifen. In engerer Bedeutung, solchen Laut vermittelst einer Pfeife hervor bringen. Wie kann man wissen, was gepfiffen oder geharset ist, 1 Cor. 14, 7. Das Volk pfiff mit Pfeifen, auf Pfeifen, 1 Kön. 1, 40. Wir haben euch gepfiffen und ihr wollt nicht tanzen, Matth. 11, 17. Sprichw. wer gern tanzet, dem ist bald gepfiffen. Da die ehemahligen Pfeifen aus der heutigen Musik verbannet und dafür Flöten und andere Werkzeuge von einem angenehmeren und männlichern Klange eingeführet worden, so wird dieses Wort auch nur noch von den im gemeinen Leben hin und wieder üblichen Pfeifen gebraucht. Auf dem letzten Loche pfeifen, in den letzten Zügen liegen, ist in der niedrigen Sprechart einheimisch. 2. Ein Activum, durch Pfeifen andeuten oder ausdrucken. Ein Lied, eine Melodie pfeifen.

So auch das Pfeifen.

Anm. Im Nieders. pipen, im Schwed. pipa, im Engl. to pipe. Es ist eine genaue Nachahmung des pfeifenden Lautes.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 717-718.
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