Pflugschar, die

[749] Die Pflugschar, plur. die -en, ein vorn spitziges und hinten breit zulaufendes Eisen, in Gestalt einer 4, welches vorn an das Haupt des Pfluges befestiget wird, und die Erde, welche das Pflugeisen senkrecht abgeschnitten hat, horizontal heraus hebet und auf die Seite legt; die Schar, bey einigen auch das Pflugeisen. In der Anatomie wird das dreyzehnte Bein des obern Kinnbackens, in der Mitte der Nase, welche es in zwey gleiche Höhlen abtheilet, wegen seiner Ähnlichkeit die Pflugschar, oder das Pflugscharbein genannt; Vomer.

Anm. Im Engl. Share, im Ital. Curetta, welchem nur der Zischlaut fehlet. In Schriften kommt dieses Wort in allen drey Geschlechtern vor, obgleich das weibliche, selbst im gemeinen Sprachgebrauche, das gewöhnlichste ist. Luther gebraucht es im sächlichen. Wenn jemand hatte ein Pflugschar zu schärfen, 1 Mos. 13, 20. In den Ausdrücken, die Schwerter zu Pflugscharen und die Spieße zu Sicheln machen, Es. 2, 4, Micha 4, 3, und Joel 3, 15 wollen einige nicht Pflugscharen sondern Pflugscharren verstehen. Notker nennet die Pflugschar Wagìsin, welches Wort noch in einigen Gegenden üblich seyn muß, weil Frisch aus dem Dasypodius und andern Oberdeutschen Schriftstellern Wägyß, Wegense und Wegenese für Pflugschar anführet. Er erkläret es durch Weckeneisen, weil dieses Eisen die Gestalt eines Weckes habe. Allein Wag scheinet hier vielmehr unser Wagen in seiner weitesten Bedeutung zu seyn, in welcher es auch den Pflug mit unter sich begriffen hat und gar wohl begreifen kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 749.
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