Pfuj!

[758] Pfuj! ein Empfindungswort, seinen Abscheu, seinen Ekel, und kurz einen jeden heftigen Widerwillen gegen eine Sache an den Tag zu legen. Pfuj, schäme dich! Pfuj! das hätte ich dir nicht zugetrauet. Da es denn auch ein Hauptwort in der zweyten Endung neben sich leidet. Pfuj, der Schande! Pfuj, des garstigen Menschen! Pfuj dich an! ist nur in den niedrigen Sprecharten üblich, seinen höchsten mit Verachtung verbundenen Widerwillen gegen eine Person auszudrucken; Nieders. futikan. Als einen Ausdruck des Hohnes, der Verspottung, ist zwar in der vertraulichen Sprechart zuweilen fi üblich, allein pfuj wird im Hochdeutschen auf diese Art nicht gebraucht. Indessen heißt es noch Marc. 15, 29: pfuy dich, wie fein zerbrichst du den Tempel!

Anm. Im Oberd. pfey, pfuch, bey dem Hornegk phwi, phech, affoy, im Nieders. fi, im gemeinen Leben der Hochdeutschen gleichfalls fi, im Schwed. fi und twi, im Dänischen fy, im Franz. fi, pouh, im Engl. faugh, paw, im Ital. puh, bey den Krainerischen Wenden fej, im Isländischen fuei, im Latein. phy, vah, im Griech. φευ. Es ist der natürliche Ausdruck des Ekels, des Widerwillens, der sich gleichsam von selbst durch ein Wegblasen äußert, daher dieser Laut auch in allen Sprachen angetroffen wird, und nicht für einen Abkömmling von dem Latein. phy ausgegeben werden sollte, wie gemeiniglich geschiehet. Die gewöhnlichste Schreibart dieses Wortes ist pfuy und pfui. Die erste hat nichts als die Gewohnheit für sich. Die zweyte könnte leicht zu einer zweysylbigen Aussprache verführen, da doch das i mit dem u zusammen schmilzt, welches am besten durch das j ausgedruckt werden kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 758.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: