Quatember, der

[887] Der Quatếmber, des -s, plur. ut nom. sing. aus dem mittlern Latein. Quatempora, und dieß von quatuor tempora, die vier Zeiten des Jahres. 1) Der vierte Theil des Jahres, eine Zeit von drey Monathen, oder dreyzehen Wochen, das Quartal; in welcher Bedeutung es besonders bey den Steuern und obrigkeitlichen Abgaben gebraucht wird. Es ist nun einmahl eingeführet, daß dieses Wort im Deutschen auch in der einfachen Zahl gebraucht wird, so sehr solches auch wider dessen Zusammensetzung streitet. 2) Der Tag, mit welchem sich ein solcher Quatember anfängt, die, was die Steuern und öffentlichen Abgaben betrifft, in Sachsen und einigen andern Ländern die Tage Reminiscere, Trinitatis, Crucis und Luciä; in andern Ländern aber Lichtmeß, Walpurgis, Laurentii und Allerheiligen sind, nach welchen Tagen denn auch der Quatember selbst benannt wird; z.B. der Quatember Crucis. 3) Eine Abgabe, welche an diesen Tagen, oder um diese Zeit entrichtet werden muß, und auch das Quatember-Geld, oft aber nur schlechthin der Quatember genannt wird. In dem Sächsischen Bergbaue ist das Quatember-Geld eine Abgabe, welche die Gewerken gemeinschaftlich für das Feld, welches ihnen zum Bergbaue überlassen worden, an den Landesherren bezahlen, und wovon die Unterbergämter besoldet werden. In manchen Gegenden, z.B. in Sachsen, ist die Quatember-Steuer eine Gewerbesteuer, oder Abgabe, welche diejenigen, welche ein Gewerbe oder eine Hantierung treiben, jährlich auf vier Mahl in diesen Quatembern an die Obrigkeit bezahlen. Auch die Summe, welche an Einem Quatember nach dem Steueranschlage im ganzen Jahre auf diese Art einkommt, heißt ein Quatember. Das Land bezahlt 20, 30, 50 Quatember, wenn es diese Summe so oft von dem Gewerbe treibenden Unterthanen an den bestimmten Quatembern aufbringt. 4) In der katholischen Kirche sind die Quatember vier strenge Fasten, welche am ersten Freytage jeden Vierteljahres beobachtet werden müssen, und welche ehedem auch die Weihfasten, die Frohnfasten, die Goldfasten, genannt werden.

Anm. Ehedem auch Kottember, Kottemer, im Nieders. nur Tamper, im Schwed. Tamperdage und Ymbrudaga.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 887.
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