Rahe, die

[918] Die Rahe, plur. die -n, auf den Schiffen, die lange runde Stange, auf welche das Segel gespannet wird, und welche an dem Maste hanget; die Segelstange. Die Rahen bekommen den Nahmen von dem Segel, welches daran befestiget ist; die große Rahe oder Hauptrahe, die Fockrahe, Besanrahe, Bramrahe u.s.f. Im engsten Verstande wird die Stange des großen Hauptsegels die Rahe schlechthin genannt.

Anm. Das Wort ist nur im Niederdeutschen und den damit verwandten Sprecharten üblich. Haltaus wollte es bey dem Worte Rahrecht von einem alten Sächsischen Worte Ra oder Räh herleiten, welches ausgespannt bedeutet haben sollte; allein alsdann würde Rahe eigentlich das Segel bedeuten müssen. Ra ist ein altes Stammwort, welches im Schwed. lautet, und eine jede körperliche Ausdehnung in die Länge ohne beträchtliche Breite und Dicke bedeutet, und wozu auch Reihe, und mit andern Endlauten ragen, reichen, Ruthe, Radius, Raff, und hundert andere mehr gehören. Das Schwed. bedeutet so wohl einen Pfahl, als auch ein Gränzzeichen, und das Finnische Raja ist die Gränze. Die Rahe bedeutet also eigentlich eine jede Stange. Gemeiniglich schreibt man dieses Wort Raa; allein die Verdoppelung des Selbstlautes ist in den meisten Fällen, wo nicht triftige Gründe ein anderes wollen, verdächtig. Schon Chyträus schreibt es Rah.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 918.
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