Rammeln

[926] Rammeln, verb. reg. welches in doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1. * Eigentlich, ein lautes Geräusch, ein Getöse machen, lärmen; Schwed. ramla, Griech. ρεμβειν, ρομβειν. Es ist im Hochdeutschen in dieser Bedeutung veraltet. 2. In weiterer Bedeutung, solche ungestüme Bewegungen machen, welche in vielen Fällen mit diesem Getöse verbunden sind. 1) So gebraucht man im gemeinen Leben das Wort rammeln sehr oft von allerley unordentlichen und heftigen Bewegungen mit Händen und Füßen. Auf dem Strohe herum rammeln. Wo es auch active üblich ist. Das Kind hat das Bett zu Schanden gerammelt. In den niedrigen Sprecharten sind dafür auch die Wörter rankern und ranzen üblich. 2) Sich begatten, sich belaufen; wo man es doch nur von den Hasen, Kaninchen, Katzen und Böcken gebraucht. In der Lausitz und andern Gegenden sagt man es auch von dem Rindviehe, da denn der Zuchtochs auch der Rammelochs genannt wird. Zunächst wird es nur von dem männlichen Geschlechte der Thiere gesagt, der Bock rammelt; in weiterer Bedeutung aber gebraucht man es auch von beyden Geschlechtern. Die Hasen rammeln, wenn sie sich begatten. Viele andere gleichbedeutende Wörter, welche aber von andern Thieren gebraucht werden, z.B. brunsten, rauschen, ranzen, balzen, rollen u.s.f. sind gleichfalls von dem Geräusche hergenommen, welches manche Thiere dabey zu machen pflegen. S. Rammbock und Rammler. Nieders. gleichfalls rammeln. In Boxhorns Glossen ist Rammalond schon Coitus.

II. Als ein Activum. 1) Mehrmahls stoßen; auch als eine Anspielung auf das damit verbundene Geräusch. Pfähle in die Erde rammeln. In der anständigen Sprechart ist dafür rammen üblich, S. dasselbe. 2) Versammeln; eine gleichfalls von dem Getöse mehrerer sich versammelnder Dinge hergenommene Figur. In diesem Verstande ist es nur noch im Bergbaue als ein Reciprocum üblich, wo sich die Gänge rammeln, wenn sie so zusammen kommen, daß sie sich völlig mit einander vermischen, so daß man ihr Streichen und ihr Salband nicht mehr erkennen kann; worin es von dem sich scharen der Gänge verschieden ist. Im Wend. ist Rema die Versammlung, und im Nieders. Ramp, Rammel, die Menge, Franz. Ramas. Daher das Rammeln.

Anm. Rammeln ist das Intensivum oder Frequentativum von rammen, oder, da auch dieses wegen des doppelten m ein Intensivum zu seyn scheinet, von dem veralteten ramen, welches schreyen, lärmen u.s.f. bedeutet haben mag, und wovon Ruhm, rumoren, rummeln, brummen, Trommel fremere, u.a.m. abstammen. Im Hebräischen ist יעם der Donner, im Schwed. råma brüllen, Angels. hreaman, im Isländ. rymia. Rähmsken bedeutet im Hannöv. wiehern. S. Rühmen und Rammen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 926.
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