Ratze (1), die

[960] 1. Die Ratze, plur. die -n, das vorige Wort, welches im Hochdeutschen nur im weiblichen Geschlechte üblich ist, 1) eine große Art Mäuse zu bezeichnen, welche einen sehr langen Schwanz und auf den innern Zehen oder Daumen der Vordersüße einen kleinen Nagel haben, welcher den Mäusen fehlet; Mus Rattus L. Nachdem[960] sie sich in den Häusern, oder im Wasser, oder auf dem Felde aufhalten, werden sie Hausratzen, Wasserratzen und Feldratzen genannt. Die Beutelratze, die graue Norwegische Ratze, die Waldratze, die Buschratze, und andere mehr sind Arten davon. In weiterer Bedeutung pflegen einige auch wohl die Mäuse mit unter dem Nahmen der Ratzen zu begreifen. 2) Bey einigen Hochdeutschen Schriftstellern werden auch die in dem vorigen Artikel angeführten Nagethiere Ratzen genannt. Dahin gehöret z.B. eine Art Wiesel, welche in Ägypten angetroffen und die Ägyptische Ratze, ingleichen die Pharaons-Ratze, die Pharaons-Maus, das Spurwieselchen genannt, und für den Ichnevmon der Alten gehalten wird; Ichnevmon Mus Pharaonis I.

Anm. Im Oberdeutschen auch in der Bedeutung der größern Art Mäuse im männlichen Geschlechte, der Ratz, in den gemeinen Sprecharten der Hochdeutschen die Ratte, im Niederdeutschen und Dänischen die Rotte, im Angels. Raet, im Holländ. Rarte, im Schwed. Råtta, im Ital. Ratto, im Franz. und Engl. Rat, im Span. Raton, im Bretagnischen Ras, im mittlern Lat. Ratus, Raturus. Da alle Thiere, welche man Ratze und Ratzen zu nennen pflegt, wegen ihrer nagenden Eigenschaft bekannt sind, daher auch einige Schriftsteller des Naturreiches alle Nagethiere unter dem allgemeinen Nahmen der Ratzen begreifen, so ist sehr wahrscheinlich, daß sie davon auch ihren Nahmen haben, der alsdann mit dem Lat. rodere und radere, mit dem Deutschen ratten, rotten, Nieders. raden, mit Grütze, kratzen, schroten u.s.f. Eines Geschlechtes seyn würde. Rathsaa bedeutet im Hebräischen durchbohren, und im Arabischen zermalmen, und in der ersten Sprache ist Rezinta ein Kornwurm. So fern auch der Iltiß Ratz heißt, so kann damit auch zunächst auf seine reißende Eigenschaft gesehen werden, welche ihn dem Federviehe so furchtbar macht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 960-961.
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