Rehde, die

[1029] Die Rehde, plur. die -n, in der Seefahrt, eine nicht gar tiefe Gegend im Meere in einiger Entfernung von der Küste, wo die Schiffe vor den Winden und Stürmen sicher von Anker liegen können. Auf der Rehde liegen. Ein Schiff legt sich auf die Rehde, wenn es im Hafen beladen oder ausgerüstet worden, sich auf der Rehde vor Anker legt, und hier auf bequemen Wind wartet.

[1029] Anm. Im Nieders. und Holländ. Reede, Rede, im Schwed. Redd, im Franz. Rade, im Ital. Rada, im Engl. Road. Menage leitete es von dem Lat. Ora her, Skinner von dem Engl. to ride, vor Anker liegen, Ihre vom Isländ. hryda, überwintern, andere von dem Nieders. reden, Schwed. reda, Isländ. reida, her, bereiten, rüsten, weil sich hier die Schiffe, nachdem sie im Hafen befrachtet worden, zur Abfahrt fertig machen. S. das folgende. Oft werden sie auch auf der Rehde selbst befrachtet und ausgerüstet. Es ist im Niederdeutschen einheimisch und durch Niederdeutsche und nordische Seefahrer vermuthlich in andere Sprachen gekommen. Figürlich ist im Niederdeutschen Reede die Ruhe, der Aufenthalt an einem Orte, nirgends Reede haben, Ruhe; wo es aber auch zu Ruhe, Rast gehören kann. In der Schreibart dieses Wortes sind die Hochdeutschen sehr unbeständig. Die meisten schreiben es Rhede, obgleich das Rh den Deutschen fremd ist; andere Reede, obgleich die Verdoppelung des Vocales das unschicklichste Mittel ist, das gedehnte hohe e von dem tiefern in Rede, sermo, zu unterscheiden. Daher die Schreibart Rehde dem Hochdeutschen Sprachgebrauche angemessener ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1029-1030.
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