Reiste, die

[1071] Die Reiste, plur. die -n, in der Land- und Hauswirthschaft, ein kleines Bund gehechelten Flachses, welches derb zusammen gedrehet, und von oben zugeschlungen ist, welches in andern Gegenden eine Kaute, in Nieder-Sachsen aber eine Knocke heißt. Dreyßig Reisten machen gemeiniglich einen Kloben Flachs. In Nieder-Sachsen hingegen wird so viel lockerer und ungedreheter Flachs oder Hanf, als man auf Ein Mahl durch die Hechel reißet, eine Risse oder Riste genannt, Holländ. Rist, und da machen drey bis vier solcher Reisten eine Reiste oder Kaute in der ersten Bedeutung. Im letzten Falle kann es füglich von reißen abstammen, im erstern aber scheinet es von dem Angels. wraestan, Engl. to wrest, wreath, drehen, abzustammen, weil eine Reiste Flachs stark zusammen gedrehet wird. Das w ist in den Englischen und Angelsächsischen Zeitwörtern ein bloßer müßiger Vorschlag. In manchen Gegenden hat man auch das Verbum risten, den Hanf nach dem Dreschen in Reisten oder kleine Bündchen drehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1071.
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