Reiter (1), der

[1075] 1. Der Reiter, des -s, plur. ut nom. sing. ein nur in dem Ausdrucke Spanische oder Friesische Reiter übliches Wort, gewisse große sechseckige Balken im Kriegswesen zu bezeichnen, durch welche mit spitzigen Eisen beschlagene Stäbe gesteckt werden, der Reiterey den Zugang zu einem Orte zu vermehren; Sturmhaspeln. Friesische Reiter sollen sie, dem Carl de Aquino in seinem Lexico militari zu Folge, von ihrem Erfinder, Nahmens Frisius, heißen. Die Benennung Reiter leiten Frisch und andere daher, weil sie zur Auf- und Abhaltung der Reiterey dienen; welche Figur aber zu hart und ungewöhnlich seyn würde. Es scheinet vielmehr, daß dieses Wort mit Reitel Eines Geschlechtes ist, und überhaupt eine Ausdehnung in die Länge bedeutet, da es denn so wohl auf den Balken, als auch auf die spitzigen Querstäbe gehen kann, von reiten, so fern es im weitesten Verstande, sich in die Länge und Höhe ausdehnen, bedeutet hat. Darauf läßt sich auch Carls de Aquino Muthmaßung zurück führen, welcher glaubt, daß sie wegen ihrer Ähnlichkeit mit denjenigen Balken, welche die Firste eines Hauses ausmachen, so genannt worden, welcher Balken im Französ. Chevron, im Ital. aber Cavallo heiße. Dieses Cavallo ist unstreitig unser Giebel, nicht aber Cavallo, ein Pferd, so daß dieses Reiter so wohl als das mittlere Lat. Equus Frisius nur eine ungeschickte Übersetzung davon seyn würde.

2. Der Reiter, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zeitworte reiten, daher es in einem so weiten Umfange der Bedeutung üblich ist, wie dieses.

1. Von reiten, bewegen, ist Reiter in vielen Gegenden ein Sieb, besonders ein stehendes Kornsieb, S. Räder, welche Form gleichfalls üblich ist. So fern reiten ehedem für bereiten üblich war, ist der Reiter in einigen Gegenden so viel wie ein Schaffner, S. 2 Reiten. Im Oberdeutschen bedeutet dieses Wort von reiten, rechnen, in manchen Fällen einen Rechnungsbeamten, S. 1 Reiten. Wenn der schwarze Kornwurm, Curculio Granarius L. von einigen auch Reiter genannt wird, so wird damit entweder auf seine kriechende Bewegung an den Wänden, oder auch auf die Zermalmung des Getreides gesehen. S. Galander.

2. Am üblichsten ist es von reiten, equo vehi, eine Person männlichen Geschlechtes zu bezeichnen, welche reitet.

1) Überhaupt; wo es doch nur in einem doppelten Verhältnisse üblich ist. (a) Im Gegensatze des Pferdes. Das Pferd wirft seinen Reiter ab. Der Reiter fiel vom Pferde. Das Pferd ist klüger als sein Reiter. Wo es auch unverändert von einer Person weiblicher Geschlechtes gebraucht wird. (b) In Rücksicht auf die Art und Weise, wie man zu Pferde sitzt und das Pferd im Reiten zu regieren weiß; auch unverändert von dem weiblichen Geschlechte. Ein guter, ein schlechter, ein mittelmäßiger Reiter. In andern Rücksichten gebraucht man es in dieser weitern Bedeutung nicht. Für, es kommen drey Reiter, drey reitende Personen, sagt man: es kommen drey Personen zu Pferde.

2) Eine Person männlichen Geschlechtes, die ihr Amt, ihre Verrichtung reitend oder zu Pferde verrichtet. (a) Im weitesten Verstande. Dahin gehören die Zusammensetzungen, der Bereiter, der Ausreiter, Geleitsreiter, Strandreiter, Landreiter, Postreiter, Vorreiter, Forstreiter u.s.f. Wo auch das Fämininum die -reiterinn üblich ist, die Gatinn eines solchen Reiters zu bezeichnen. (b) Im engsten Verstande, ein Soldat, welcher zu Pferde dienet, der ehedem ein Reisiger oder ein reisiger Knecht[1075] genannt wurde, ein Cavallerist; wo es aber auch nur von den schwer bewaffneten Soldaten dieser Art üblich ist, allenfalls aber auch noch von den Dragonern, aber wohl nicht leicht von den Husaren gebraucht wird, obgleich das davon abstammende Reiterer in weiterer Bedeutung gangbar ist. Ein Regiment Reiter. Das Dorf hat hundert Reiter zu verpflegen. Die Gattinn eines solchen Reiters wird niemahls die Reiterinn, wohl aber zuweilen eine Reitersfrau genannt.

Anm. Bey dem Notker Reitman, im Nieders. Rider, im Angels. Ridda, im Griech. ῥυτωρ. Das Schwed. Ryttare, das Böhm. Rytir, Reythar und Pohln. Raytar, sind nur in der letzten engsten Bedeutung üblich, und allem Ansehen nach aus dem Deutschen entlehnet. S. auch Ritter. Fast durch ganz Hoch- und Oberdeutschland schreibt und spricht man dieses Wort Reuter, ungeachtet reiten, das unmittelbare Stammwort, nur in wenig Gegenden mit einem eu gesprochen wird. Es ist daher nichts billiger, als daß man dieses Wort auf seine richtige Schreib- und Sprechart wieder zurück führe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1075-1076.
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