Sänfte, die

[1278] Die Sänfte, plur. die -n, 1) * Das Abstractum des vorigen Zeitwortes, die sanfte Beschaffenheit zu bezeichnen, die Sanftheit; ohne Plural; eine veraltete Bedeutung.


Min lib in grosser Senfte lebt

Des tages so si min ouge liht,

Reinmar der Alte.


Im Bergbaue wird es noch zuweilen von der sanften Erhebung der Erdfläche gebraucht; wofür aber doch auch Sänftigkeit üblicher ist. 2) Ein verschlossener Stuhl, worin man von Menschen oder Thieren getragen wird; Franz. Porte-chaise. Sich in einer Sänfte tragen lassen. Eine von Pferden oder Mauleseln getragene Sänfte, welche in dem mittägigen Deutschlande auf Reisen gewöhnlich ist, heißt bey den ältern Schriftstellern ein Reitbarn, Reitbahre, von reiten, reisen, ein Roßbarn, in der Monseeischen Glosse Paro, Bahre, Tragestuole. Die sanfte Bequemlichkeit, welche derjenige empfindet, welcher sich in einer Sänfte tragen läßt, ist vermuthlich der Grund ihrer Benennung, ob sich gleich[1278] nicht sagen läßt, wenn oder wo diese Benennung aufgekommen ist. Übrigens ist noch nicht jeder Tragesessel sogleich eine Sänfte, weil die letztere gemeiniglich verschlossen ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1278-1279.
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