Sömmern (2)

[139] 2. Sömmern, verb. regul. act. welches mit Sommer verwandt ist, aber in verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. 1. Den Sonnenstrahlen aussetzen, an die Sonne, in die Sonne legen: im gemeinen Leben einiger Gegenden, besonders Meißens, wofür man in andern Provinzen sonnen sagt. Die Betten sömmern. Die[139] Hühner sömmern sich, wenn sie sich in die Sonne legen, um ihre Strahlen zu empfangen. Figürlich sömmern die Gärtner die Bäume, wenn sie die Äste ausschneiteln, damit die Sonnenstrahlen durchfallen können. 2. Von Gewächsen oder Thieren, welche man den Sommer durch erhält, oder sie durch den Sommer bringt, sagt man im gemeinen Leben gleichfalls, daß man sie sömmere; in welchem Verstande es in aussömmern und übersömmern noch üblicher ist. Auf ähnliche Art sagt man, ein Gewächs oder ein Thier wintern, auswintern, oder überwintern, es durch den Winter bringen. So bald sich das Schaf sömmern kann, seine Sommernahrung suchen. 3. In der Landwirthschaft ist sömmern, einen Brachacker mit Sommerfrucht bestellen, anstatt ihn ganz müßig liegen zu lassen. Die Brache sömmern. Ein gesömmertes Feld. So auch die Sömmerung.

Anm. Aus der ersten Bedeutung erhellet, daß Sommer und Sonne sehr nahe verwandt sind, und daß das erste eigentlich die Sonnenwärme bezeichnet, welche Verwandtschaft aus Sommerseite und andern noch erweislicher wird. S. Sonne Anm.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 139-140.
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