Saat, die

[1233] Die Saat, plur. die -en, von dem Zeitworte säen. 1) Die Handlung des Säens, Lat. Satio, besonders des Getreides; ohne Plural. Die Zeit der Saat, 3 Mos. 26, 5; die Saatzeit. Zur Saat ackern oder pflügen, einen Acker das letzte Mahl vor dem Säen pflügen, S. Saatfurchen. Die Saat vornehmen. Die Saat ist geschehen. Wir sind in der Saat, wir sind mit dem Säen des Getreides beschäftiget. Das Saatkorn, der Saatrocken, die Saatgerste, die Saaterbsen, welche gesäet werden sollen; wofür man im Hochdeutschen und in der anständigern Sprechart auch sagt Samenkorn, Samenrocken u.s.f. 2) Derjenige Same, welcher gesäet wird, besonders von dem zum Säen bestimmten Getreide; am häufigsten in den Zusammensetzungen Aussaat, Einsaat, Frühsaat, Sommersaat, Wintersaat u.s.f. wo der Plural nur von mehrern Arten gebraucht wird. Es ist in dieser Bedeutung im Niedersächs. am üblichsten; im Hochdeutschen gebraucht man auch hier das Wort Samen.


Hoffnungsvoll verwes't die Saat

Auf den Tag der Ernte;


ein falscher Gedanke nach der übel verstandenen Stelle, 1 Cor. 15, 36, weil der ausgestreute Same in der Erde nicht verweset, sondern nur entwickelt wird. 3) Das aus dem Samen hervor gewachsene und noch auf dem Halme stehende Getreide; Lat. Satum. Das Einkommen deiner Saat, 5 Mos. 14, 32. Wenn du in die Saat deines Nächsten gehest, so magst du mit der Hand Ähren abrupfen, Kap. 23, 25. Von eurer Saat und Weinbergen wird er den Zehenten nehmen, 1 Sam. 8, 15. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung nicht üblich, wo man es in der Landwirthschaft nur noch von dem jungen Getreide gebraucht, ehe es schosset. Die Saat stehet schȫn, schosset. Schön ists, wie die grüne Saat dort über das Feld hin die zarten Spitzen aus dem Schnee empor hebt, Geßn. Auf Saaten, die des Rosses Huf zertreten, Raml. Auch hier findet der Plural nur von mehrern Arten Statt. 4) In einigen Gegenden ist es auch ein Feldmaß, vermuthlich so viel Land, als man auf Ein Mahl, oder in Einem Gange zu besäen pflegt. So ist im Eiderstädtischen eine Saat ein Stück Feldes von 36 Quadrat-Ruthen. Sechs Saat machen ein Demat, und 360 Saat einen Pflug. Der Plural bleibt hier, so wie bey so vielen andern Wörtern dieser Art, unverändert.

Anm. Bey dem Ottfried Sat, im Tatian Sati und Sata, im Nieders. Saad und Saat, im Angels. Saed, im Engl. Seed, im Isländ. Säde, im Schwed. Säd; alle von einem jeden Samen; Nieders. Kohlsaat, Rübesaat u.s.f. Im Hochdeutschen gebraucht man es nur von dem Getreide, für das gleichfalls übliche Samen. S. Säen. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist es weiblichen Geschlechtes, die Saate. Die Saate gehet auf, Opitz. Die Saate soll hernach, wo Pergamus war, stehn, ebend. Des Cadmus Saate kann dir meine Macht bewähren, Lohenst. Die Alten schrieben in diesem Worte nur ein einfaches a, Sat, Ottfr. Erst in den neuern Zeiten hat man angefangen, ein doppeltes zu schreiben, ob es gleich besser gewesen wäre, man hätte hier nichts geändert. Schreibt man doch That, Bad, Rath, Pfad u.s.f. ohne daß das a Gefahr liefe, kurz ausgesprochen zu werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1233.
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