Sacrament, das

[1241] Das Sacramếnt, des -es, plur. die -e, ein aus dem Latein. Sacramentum entlehntes, und durch die christliche Religion auch in die Deutsche Sprache gekommenes Wort, welches einen verschiedenen Umfang der Bedeutung hat. 1) Bey den heidnischen Römern war Sacramentum eine jede feyerliche Handlung, wodurch[1241] etwas geheiliget und zu einem gottesdienstlichen Gebrauche gewidmet wurde, ja ein jedes feyerliches Unterpfand, z.B. der feyerliche Eidschwur der Soldaten. 2) In den ersten Jahrhunderten des Christenthumes nannte man theils ein jedes Geheimniß, theils auch alle Bilder und sinnbildliche Zeichen göttlicher und geistlicher Dinge Sacramente. So wird dieses Wort in der Vulgate 1 Tim. 3, 16, Ephes. 3, 3, Kap. 5, 3, von einem Geheimnisse gebraucht, und Augustinus nennet den Regenbogen, das Fell Gideons u.s.f. Sacramente. 3) In den folgenden Zeiten schränkte man das Wort näher ein, und belegte nur gewisse äußere Handlungen, so fern sie als Erwerbungsmittel der göttlichen Gnade angesehen werden, mit diesem Nahmen, und so hat die Römische Kirche sieben Sacramente. 4) Die Protestanten schränkten das Wort bey der Reformation noch mehr ein, und bey ihnen ist das Sacrament eine von Gott ausdrücklich befohlne äußere Handlung, in und bey welcher uns vermittelst äußerer sichtbarer Zeichen geistliche Güter dargereicht werden; und in diesem Verstande gibt es bey den Protestanten nur zwey Sacramente, die Taufe und das Abendmahl, oder das Sacrament des Altars. Im engsten Verstande wird das letztere oft nur das Sacrament schlechthin genannt, und in der Römischen Kirche führet auch die consecrirte Hostie diesen Nahmen. Der große Haufe, der dieses Wort sehr häufig als eine Art eines leichtsinnigen Fluches mißbraucht, verunstaltet es oft in Sapperment, Schlapperment, Sackerloth u.s.f. welches letztere aus Sacra lotio, die Taufe, verderbt seyn soll.

Anm. Ehe dieses Wort in die Deutsche Sprache aufgenommen wurde, versuchten die ältesten Schriftsteller allerley Übersetzungen. Notker gibt es durch Heiligmeineda, Wiedom, von weih, heilig, Opher Wiedom, Heiligtuom, Wizzoth, Tougani, Geheimniß, Tougenheit, die Monseeische Glosse Getougeni u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1241-1242.
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