Sammt

[1270] Sammt, eine Partikel, welche in doppelter Gestalt üblich ist.

1. Als ein Nebenwort. 1) Für alle, insgesammt; eine nur noch in den Kanzelleyen in der R.A. sammt und sonders, alle insgesammt und jeder besonders, übliche Bedeutung. Siehe Allesammt, Insgesammt und Gesammt, wo es in diesem Verstande[1270] üblicher ist. 2) * Als ein vergleichendes Neben- oder Bindewort, für wie, als; eine im Hochdeutschen völlig veraltete Bedeutung, in welcher es ehedem für das gleichfalls veraltete sam gebraucht wurde.


Dermaßen pflegt ihr hier, zu wehren eueren Mann,

Sammt alles, was ihr thut, euch selber sey gethan,

Scultet.


Es scheinet hier bloß das schon gedachte sam mit dem angehängten t euphonico zu seyn.

2. Als ein Vorwort, welches die dritte Endung des Hauptwortes erfordert, und so viel als mit bedeutet, wenn dasselbe eine Gesellschaft bezeichnet, da es denn ehedem sehr oft für die bloße verbindende Partikel und gebraucht wurde. Gott hat uns, da wir todt waren in Sünden, sammt Christo lebendig gemacht, und hat uns sammt ihm auferwecket, und sammt ihm in das himmlische Wesen gesetzt, Ephes. 2, 5, 6. Jacob kam sammt alle dem Volk, das mit ihm war, 1 Mos. 35, 6. Wer Unrecht hasset sammt dem Geitze, Ef. 33, 15, Unrecht und Geitz. Laßt uns unser Herz sammt den Händen aufheben zu Gott, Klagel. 3, 41. Ihr könnet nicht Gott dienen sammt dem Mammon, Luc. 16, 17, und dem Mammon. Ihr werdet sammt eurem Kerle das Brot noch vor den Thüren suchen müssen, Gell. Es ist in dieser Bedeutung zwar nicht veraltet; aber man gebraucht es im Hochdeutschen doch bey weitem nicht mehr so häufig, als ehedem, und scheinet sich dieses Vorwortes nur noch zu bedienen, um mit dem Vorworte mit abwechseln zu können, wenn dasselbe zu oft auf einander folgen sollte. Oft gebraucht man es auch, wenn man einer Rede mehr Nachdruck geben will, als ihr das bloße mit gewähret.

In den gemeinen Sprecharten, besonders Niederdeutschlandes, pflegt man vor dem sammt gern noch ein müßiges mit vorher gehen zu lassen. Ein pyrin (Bärinn) mit sambt iren welflein klein, Theuerd. Du solltest dich der Lust mit sammt der Braut verzeihen, Günth. Welcher Pleonasmus aber der anständigen Sprechart fremd ist.

Anm. Bey dem Ulphilas samath, im Schwed. samt, bey dem Notker sament, sament mir, bey den Schwäbischen Dichtern auch sant: Lieb und leit das teile ich sant dir, der von Kinrenberg. Unser sammt ist von dem intensiven samm, sammen, mit dem angehängten t, so wie das ältere samt von dem einfachern sam und samen ist. S. Sam und Sammeln. Man gebrauchte diese Partikel ehedem sehr häufig in Zusammensetzungen, so wohl mit Zeitwörtern, samath rinnan, Ulphilas, wofür jetzt zusammen üblich ist, zusammen laufen; theils mit Hauptwörtern, eine Handlung oder Sache zu bezeichnen, woran mehrere Theil haben, welche von mehrern gemeinschaftlich geschiehet. Die erstern sind völlig veraltet; von den letztern aber sind noch manche in der Schreibart der Kanzelleyen üblich. Sammtamt, Sammtbelehnung, Sammtgeleit, Sammtgut, Sammthändler, Sammtkauf, Sammtlehen u.s.f. welche Wörter insgesammt, und zwar am häufigsten, auch mit gesammt zusammen gesetzet werden, daher sie schon dort aufgeführet worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1270-1271.
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