Schänden

[1351] Schänden, verb. reg. act. Schande zufügen, in der fünften Bedeutung dieses Hauptwortes. 1. Eigentlich, so fern Schande ehedem körperliche Verletzung bedeutet, ist schänden verletzen überhaupt; in welcher Bedeutung es doch nur in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich ist. Die Rinde eines Baumes schänden, verletzen. Der Blitzstrahl fuhr den Thurm hinunter und schändete die Sacristey, Bluntschli, ein Züchter. Im Hochdeutschen gebraucht man es nur im engern Verstande, so verletzen, daß[1351] daraus eine völlige Verunstaltung erfolge. Wer sich die Nase abschneidet, der schändet sein Gesicht. Ein Bild, ein Gemählde schänden. Einen Braten schänden, ihn auf eine unschickliche Art anschneiden. Im gemeinen Leben in allen diesen Fällen auch verschänden. 2. Figürlich. 1) Schande, d.i. thätige Beschimpfung zufügen; wo es in engerer Bedeutung häufig für schmähen, schimpfen gebraucht wird, und in der niedrigen Sprechart mit der ausländischen Endung auch wohl schändiren lautet. Jemanden schänden, schmähen. Er hat geschändet den Zeug des lebendigen Gottes, 1 Sam. 17, 36. Es lobt mich ins Gesicht, es schändet mich im Rücken, Logau. S. auch Ausschänden. 2) In weiterer Bedeutung ist schänden oft grobe Unvollkommenheiten überhaupt andichten, zufügen; entehren. Wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Ps. 4, 6. Wenn mich mein Feind schändete, Ps. 55, 13. Der Gottlose schändet sich selbst, Sprichw. 13, 5. Armuth schändet nicht, bringt keine wahre Schande oder Unehre. Seine Familie schänden, ihr durch sein Betragen Unehre, Schande bringen. Den Sabbath schänden, ihn vorsetzlich und auf eine grobe Art entheiligen.


Sie trotzen Freund und Feind und schänden die Gesetze,

Weiße.


3) In der engsten Bedeutung ist eine Person weiblichen Geschlechtes schänden, sie der weiblichen und jungfräulichen Ehre berauben; wo es doch jetzt schon unter die harten und minder anständigen Ausdrücke gehöret, wofür entehren üblicher ist. Eine Jungfrau schänden, sie entehren. So fern Schande jedes grobe Verbrechen wider das sechste Geboth bedeutet, wird auch wohl schänden in dieser Bedeutung gebraucht. Zu schänden ihre eigene Leiber an ihnen selbst, Röm. 1, 24. Knaben schänden.

So auch das Schänden und die Schändung.

Anm. Schon bey dem Kero scantan, der es aber für beschämen gebraucht, bey dem Notker schenden, für zu Schanden machen, beschämen, im Nieders. schennen, im Schwed. skända, im Engl. to shend. Es stammet entweder unmittelbar von Schande her, oder es ist auch das Intensivum von dem veralteten Zeitworte schanen; schänden für schännen. S. Schande. Opitz gebraucht es Ein Mahl in einer sonst ganz ungewöhnlichen Bedeutung:


Die Pein mit der ich mich bey Nacht und Tage schände.


Wo es für kränken zu stehen scheinet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1351-1352.
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