Schöpfung, die

[1630] Die Schöpfung, plur. inus. von dem Activo schöpfen, und zwar in dessen veralteten dritten Bedeutung für schaffen, erschaffen, wo es doch nur in engerer Bedeutung von der unmittelbaren Hervorbringung eines Dinges, das vorher nicht da war, durch eine bloße Thätigkeit des Willens, gebraucht wird, welche denn nur Gott allein zukommt. Es wird hier so wohl von der ganz unmittelbaren Hervorbringung der einfachen Dinge, als auch von der mittelbarern Zusammensetzung der Dinge aus diesen einfachen gebraucht. Die Schöpfung der Welt aus Nichts. Die Schöpfung des Menschen, der Engel. Vor der Schöpfung, d.i. der Welt. Zuweilen, obgleich seltener, kommt es auch figürlich von Gott vor, die Hervorbringung zufälliger Beschaffenheiten und Veränderungen, oder eines Zustandes zu bezeichnen. Schöpfung und Erschaffung sind zwar der Form nach gar sehr verschieden; allein sie werden doch in manchen Fällen als gleichbedeutend gebraucht. Stosch bemerkt sehr richtig, daß, wenn das Object ausdrücklich gemeldet werde, man so wohl als das andere[1630] gebrauchen könne. Die Schöpfung des Menschen, der Welt, der Engel u.s.f. und die Erschaffung. Wird der Gegenstand verschwiegen, so findet nur allein Schöpfung Statt. Eben so richtig ist die Bemerkung, daß Schöpfung sich besser von der ganz unmittelbaren Hervorbringung, Erschaffung aber von der mittelbarern Zusammensetzung gebrauchen lasse. Der Grund scheint in der intensiven Form des Wortes Schöpfung zu liegen, welche wegen dieser Intension mehr sagt, als Erschaffung. In der edlern Schreibart hat man dieses Wort auch figürlich von dem ganzen Inbegriff der erschaffenen Dinge, von der Welt, zu gebrauchen angefangen. Wir müssen den flüchtigen Anblick der Schöpfung in einen bedachtsamen verwandeln, Gell. Der Mensch, das Meisterstück der Schöpfung. Die ganze Schöpfung schläft, Klopst.


O Lied, verewige nicht die Grausamkeiten des Menschen,

Wie er zum Wüthrich der Schöpfung sich würgt,

Giseke.


Da es denn auch wohl von einigen im Plural statt Welten gebraucht wird. Daß ichs durch die Schöpfung laut ausrufe, Klopstock.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1630-1631.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: