Scheffel, der

[1391] Der Schêffel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches ursprünglich einen hohlen Raum, ein Behältniß bedeutet, aber nur noch als ein gewisses Maß trockner Dinge gebraucht wird. 1) Ein viereckiger Kasten ohne Boden, womit man in Obersachsen die Pflastersteine zu überschlagen und zu bezahlen pflegt, führet daselbst den Nahmen eines Scheffels. Er ist daselbst 11/2 Elle breit, 2 Ellen lang und 1/2 Elle hoch, so daß sein körperlicher Inhalt 12 Kubik-Schuh ausmacht. 2) Noch häufiger wird es so wohl in Ober- und Niederdeutschland von einem Getreidemaße gebraucht, welches zwar nicht überall gleich, aber doch gemeinglich der 3te oder 4te Theil einer Tonne, der 12te Theil eines Malters, und der 30ste, 40ste bis 60ste Theil einer Last ist. In Obersachsen, Schleseien u.s.f. wird der Scheffel wieder in 4 Viertel und 16 Metzen getheilt; in Hamburg, Bremen u.s.f. hält der Scheffel 2 Faß, 4 Himten, oder 16 Spint; in Thüringen 4 Metzen oder 16 Mäßchen; im Osnabrückischen 4 Viertel oder 16 Becher; in andern Gegenden Westphalens 4 Viertel oder 48 Kannen; in Ostfriesland 18 Kruß; in Lübeck 4 Faß; im Würtembergischen 8 Gimri, 82 Unzen oder Vierlinge, oder 128 Achtel; in Basel, wo er auch Müdde heißt, und ein kleineres Maß zu seyn scheinet, 4 Küpflein oder 8 Becher, acht Scheffel machen daselbst einen Sack[1391] u.s.f. In Westphalen rechnet man 4 Scheffel auf ein Malter, in Danzig 16, in Thuringen, Obersachsen, Ostfriesland u.s.f. 12. In Danzig hat eine Last 60 Scheffel, in Lübeck 96, in Bremen 40, in Hamburg 30 u.s.f. In der Landwirthschaft einiger Gegenden wird es auch als ein Feldmaß gebraucht, so viel Acker zu bezeichnen, als man mit einem Scheffel Getreide besäen kann; zwölf Scheffel Landes.

Anm. Im mittlern Lateine als ein Getreidemaß und zwar schon zu Carls des Großen Zeiten Scapilus, Scopellus, Scaphula im Nieders. Schepel, im Schwed. Scäppa, welches daselbst der sechste Theil einer Tonne ist, im Ital. Eschepa, Sceppa. Gemeiniglich siehet man es als ein Diminutivum von dem Oberdeutschen Schaff an, welches unter andern auch ein größeres Maß trockner Dinge ist. Das Baierische das Schäffel kann, weil es ungewissen Geschlechtes ist, eher für ein Diminutivum davon gehalten werden; allein unser männliches Scheffel stammet vielmehr vermittelst der Ableitungssylbe -el, ein Werkzeug, Ding, Subject, mit Schaff aus Einer Quelle her, und bezeichnet eigentlich ein Verhältniß, ein hohles Ding, da es denn so wohl mit unserm Schiff, Schoppen, Schuppen, als auch mit dem Griechischen σκευος, ein Gefäß, verwandt ist, und um dieser und anderer Verwandtschaften willen eben so richtig Scheffel als Schöffel geschrieben wird, zumahl da das erstere den Gebrauch vor sich hat, auf welchen es hier allein ankommt. S. Schaff.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1391-1392.
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