Schel

[1407] Schêl, -er, -este, adj. et adv. welches eigentlich schief bedeutet, hernach aber auch für das verwandte schielend gebraucht wurde; wenigstens scheint Luther 3 Mos. 21, 20 es so genommen zu haben: der ein Fell auf dem Auge hat oder scheel ist; wo es bey Michaelis heißt: in dessen Augen eine unregelmäßige Mischung des Augapfels mit dem Weißen im Auge ist. In dem zu Basel 1523 gedruckten N. Test. wird scheel ausdrücklich durch schylen, glunen, übersichtig erkläret. In beyden Bedeutungen ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es nur noch im figürlichen Verstande gebraucht, seinen Unwillen durch schiefe und mürrische Blicke an den Tag legend. Schel zu etwas sehen, seine Unzufriedenheit darüber durch mürrische Blicke und Mienen offenbaren. Siehest du darum so scheel, daß ich so gütig bin? Matth. 20, 15. Ein scheler Blick.


Die Stutzer sahen ihn mit schelen Augen an,

Zachar.


Anm. Im Oberdeutschen schelch, im Schwed. skälg, Nieders. schell, im Holländ. scheel, welches nicht nur schief und krumm bedeutet, schelles Holz, krummes, schief und schell, schief und krumm, sondern auch schielend, und figürlich böse, mürrisch, verdrießlich. Im Griech. ist σκολιος gleichfalls schief. S. Schielen. Das veraltete Hauptwort Schele, Unewigkeit, Zwietracht, Streit, welches noch im Niedersächsischen üblich ist, scheinet zunächst von schallen abzustammen, S. Schelten. Zu einem von beyden gehöret vermuthlich auch das Lat. Scelus. Wer siehet nicht, daß das Franz. Jalonsie und Ital. Gelosia damit überein kommt? Die Schreibart schäl, welche man zuweilen findet, würde sich eher vertheidigen lassen, als die mit zwey e, scheel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1407.
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