Scherwenzel, der

[1427] Der Schếrwếnzel, des -s, plur. ut nom. sing. in einem noch auf dem Lande in Deutschland, Pohlen, Schlesien, Böhmen u.s.f. üblichen Kartenspiele, der Untere in allen Farben, welcher zu sehr vielerley Verrichtungen gebraucht wird, daher auch das ganze Spiel Scherwenzel, und dasselbe spielen scherwenzeln heißt. Die ähnlichen Spiele Trischak, und auf dem Lande in Sachsen Grobhäuser, sind noch davon verschieden. Auch ein geschäftiger und zugleich willfähriger Mensch, welcher sich zu allem gebrauchen läßt, wird im gemeinen Leben häufig ein Scherwenzel genannt, daher auch eine Arzeney, oder ein jedes anderes Ding, dessen man sich aus Gewohnheit in mehrern verschiedenen Fällen bedienet, diesen Nahmen führet. Die letzte Hälfte dieses in allen Wörterbüchern übergangenen, obgleich sehr bekannten Wortes, scheinet der eigenthümliche Nahme Wenzel zu seyn, oder auch von wenden in der weitern Bedeutung herzustammen. Die erste Hälfte gehöret unstreitig zu Schar in Scharwerk, oder zu scheren, in der ersten veralteten Bedeutung der schellen Bewegung, indem man unter Scherwenzel doch eigentlich eine ausrichtige, geschäftige Person verstehet, welche sich in allen vorkommenden Fällen zu wenden und zu drehen weiß. S. Wenzel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1427.
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