Schimmern

[1470] Schimmern, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, das Intensivum von dem veralteten schiemen, scheinen, ist, und vermöge seines intensiven r eine zitternde Bewegung andeutet; ein zitterndes Licht von sich geben. Es ist in einem doppelten Verstande üblich. 1) Von einem hellen, zitternden Licht wo es doch noch keinen so hohen Grad des zitternden Lichtes bedeutet, als das stärkere funkeln, und das stärkste blitzen. Man sahe, wie der güldne Zeug schimmerte, 2 Macc. 5, 3. Wenn ihr zu Felde lieget, so glänzets als der Taubenflügel, die wie Silber und Gold schimmern, Ps. 68, 4. Die Diamanten, die Sterne schimmern. Von Gold, von Diamanten schimmern. Man kann durch den Putz schimmern, man gefällt aber nur durch die Person. Ein schimmerndes Glück. Der Mahler läßt den Held seines Stückes am meisten schimmern. Wie hell schimmert das Blau des Himmels durch das zerrißne Gewölk! Geßn. 2) Von einem schwachen, zitternden Lichte, einen sehr schwachen Schein von sich geben, weil derselbe allemahl eine zitternde Bewegung zu haben scheinet. Es schimmert vor den Augen. Ich sahe ein schwaches Licht schimmern. In den gemeinen Sprecharten einiger Gegenden gebraucht man es auch figürlich von den Augen und Personen. Die Augen schimmern, bey dem Apherdian scheimern, wenn sie nur ein schwaches, zitterndes Licht sehen. Schiemerst du, so setze den Beryll (Brill) auf, ebend. Die Talkerde, der Bleyschweif u.s.f. sind schimmernd oder schimmern, weil nur einige Theile ihrer Oberfläche ein schwaches Licht zurück werfen. So auch das Schimmern.

Anm. In der ersten Bedeutung im Schwed. skymra. Das veraltete schiemen, von welchem dieses das Intensivum ist, und welches von unserm scheinen nur in dem nahe verwandten Endlaute verschieden ist, kommt in den ältern Mundarten noch häufig[1470] vor; bey dem Ottfried skimen. Im Angelsächs. ist Skima der Schein, Glanz, und bey dem Ulphilas Skeima die Laterne. In der zweyten Bedeutung, wo es im Nieders. schemern und schimmern, im Holl. schemeren und schumeren lautet, kann es auch zunächst als ein Intensivum von dem noch im Niederd. üblichen schemen, Schatten geben, verdunkeln, angesehen werden, welches mit dem entgegen gesetzten schiemen, leuchten, näher verwandt ist, als der erste Anblick zu versprechen scheinet. (S. Schemen und Schämen.) Indessen sticht auch hier der Begriff der zitternden Bewegung am meisten vor. Im Schwed. ist skumm dämmerig, Niedersächs. schemerig und schummerig, im Isländ. Skaum die Dämmerung, Nieders. Schummer, Schemerung, im Angels. scymrian verdunkeln. Das Österrreich. schimmern, klappern, in den gemeinen Obersächs. Sprecharten scheppern, gehöret nicht hierher, sondern ist eine unmittelbare Onomatopöie.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1470-1471.
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