Schimpf, der

[1471] Der Schimpf, des -es, plur. inus. ein Wort, welches in folgenden Bedeutungen gefunden wird. 1. * Der Scherz, so wohl in der eigentlichsten Bedeutung der lächerlichen possierlichen Bewegungen, als auch in allen weitern Bedeutungen des Wortes Scherz; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche aber in den Schriften der vorigen Zeiten häufig vorkommt, auch noch in einigen gemeinen Mundarten gangbar zu seyn scheinet. Ein höflicher Schimpf, ein grober Schimpf. Auch im Gegensatze des Ernstes. Beyde im Ernst und auch im Schimpf, Hans Sachs. Im Nieders. Schimp, im Schwed. Skämt. 2. * Verspottung, Verhöhnung, Spott, Hohn; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher Schimpf noch mehrmahls für Spott bey den Schwäbischen Dichtern vorkommt. Das Schwed. Skymf hat gleiche Bedeutung. Im Griechischen ist σκωμμα eine Stachelrede. 3. * Verstümmelung; ein gleichfalls veralteter Gebrauch, welcher doch aus der dazu gehörigen Bedeutung des Zeitwortes erhellet. 4. Verletzung der Ehre, welche als eine Figur der vorigen Bedeutung angesehen werden kann; Nieders. Schimp. 1) Eigentlich, wo Schimpf von einer jeden Entehrung, oder Verletzung der Ehre gebraucht wird, besonders so fern sie zur Wissenschaft anderer kommt. Jemanden einen Schimpf anthun, dessen Ehre verletzen, ihn beschimpfen. Etwas für einen Schimpf halten. Den Schimpf nicht auf sich sitzen lassen. Sich oder einem andern einen Schimpf zuziehen. Das Laster ist ein Verderbniß der Vernunft und des Herzens, der höchste Schimpf des göttlichen Adels unserer Seele, Gell. 2) In engerer Bedeutung, die Wissenschaft anderer von der uns zugefügten Verletzung unserer Ehre. Schimpf von etwas haben. Jemanden in Schimpf bringen. Wo es doch am liebsten mit dem Worte Schande gebraucht wird. In Schimpf und Schande bringen, gerathen. Schimpf und Schande gewohnt seyn. Man vergleiche dieses Wort mit dem, was von Schande gesagt worden, so wird die Übereinkunft und der Unterschied beyder Wörter gar bald in die Augen fallen. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1471.
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