Schläudern

[1509] Schläudern, verb. reg. welches in gedoppelter Gestalt üblich ist.

1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, statt des vorigen schlaudern, in welcher Gestalt es auch im Hochdeutschen nicht unbekannt ist. 1) Eigentlich. Die Spule schläudert. (S. das[1509] vorige) 2) Figürlich, nachlässig, obenhin etwas verrichten. So sagt man von einem Arbeiter, der seine Arbeit nur so obenhin verfertiget, daß er schläudere. Ein Kaufmann schläudert, wenn er seine Waare, um sie nur los zu werden, unter dem gewöhnlichen Preise verkauft. Mit seiner Waare schläudern. Seine Waaren verschläudern. Die Niedersachsen sagen in diesem Falle flackern, welches auch eigentlich wackeln, von einer Seite zur andern schlagen, bedeutet.

2. Als ein Activum, mit einem Schwunge, und einer gleichsam zitternden Bewegung werfen. Steine schläudern, mit der Schläuder werfen. Sie sind immer wie ein Jupiter, der stets den Blitz in der Hand trägt, ohne zu bedenken, daß er in der Hitze, womit er ihn schläudert, auch einen Unschuldigen treffen könne, Weiße. Gleich Hagel vom Sturme geschleudert zerschlägt er die nährenden Halmen, Kleist.


Wenn Wogen Himmel an vom Sturm geschleudert fliegen,

Dusch.


So auch das Schläudern.

Anm. (S. Schlaudern.) Gemeiniglich schreibt man diese Wörter Schleuder und schleudern, welche Schreibart sich auch vertheidigen läßt. Hier hat man um des Zusammenhanges mit dem Neutro schlaudern willen, die mit äu vorgezogen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1509-1510.
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