Schlaff

[1487] Schlaff, -er, -este, adj. et adv. Mangel an der Spannung, an der Steife habend; im Gegensatze dessen was straff und steif ist. 1) Eigentlich. Eine schlaffe Sehne. Ein Seil ist schlaff, wenn es nicht gehörig gespannt ist. Ein Pferd hat schlaffe Ohren, wenn es krank ist. Schlaffe Wäsche, welche durch den Gebrauch ihre Steife verloren. In manchen Fällen dafür auch welk üblich. 2) Figürlich, im Gegensatze dessen, was in figürlichem Verstande gespannt ist, besonders von dem Geiste und dessen Fähigkeiten, träge, Mangel an einem merklichen Grade der Aufmerksamkeit, der Begierde, der innern Stärke leidend, und darin gegründet. Ein System läßt sich nicht zur Belustigung noch mit einer schlaffen Seele lesen, womit man etwa einen Roman lieset.


Zwar kann er Menschen leiden,

Doch lässig, unbemüht, und nur bey schlaffen Freuden,

Haged.


Nichts rührt sein schlaffes Herz, als kluge Münzgesetze,

ebend.


Anm. Im Nieders. slapp, daher auch einige gemeine Hochdeutsche Sprecharten schlapp sagen, im Schwed. slapp, im Pohln. und Wend. slaby, im Engl. slack, im Angels. slaw, welches aber auch träge und stumpf bedeutet, so wie das Schwed. slapp auch für leer gebraucht wird. Es stammet entweder von der welken, herab hängenden Beschaffenheit her, da es denn vermittelst des intensiven Zischlautes von laff, lapp, Lappe, gebildet seyn würde, (S. Schlappen,) oder auch von der schleifenden, schleichenden Bewegung, indem im Niederd. slapp und slack, und im Schwed. slapp und slack, gleichbedeutend sind. Im Angels. ist slipan lösen, locker machen, und bey dem Ulphilas slavan aufhören, eigentlich schlaff werden. (S. auch Schlaf.) Bey unsern ältesten Schriftstellern kommt dieses Wort im eigentlichen Verstande nicht vor; ohne Zweifel nur aus Mangel der Gelegenheit, denn Kero gebraucht slaff figürlich für unlustig, Widerwillen, Ekel empfindend, und Slaffy für Unlust; eine sehr schickliche Figur, weil Unlust doch nichts anders ist, als ein Mangel der Spannung in den begehrenden Kräften.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1487.
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