Schleppen

[1524] Schlêppen, verb. reg. welches theils von schlaff, schlapp abstammet, theils auch das Intensivum von schleifen ist. Es ist in doppelter Gestalt üblich.

I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben, schlaff auf der Erde nachschleifen, wo der Begriff des Schlaffen der herrschende ist. Das Kleid, der Mantel schleppt. Das Kleid schleppen lassen. Der Anker schleppt in der Schifffahrt, wenn er aus dem Grunde weicht und auf dem Boden des Meeres nachschleifet. Figürlich gebraucht man es auch von der Schreibart und der Art des Vortrages. Eine schleppende Schreibart, welche mit unnöthigen Wiederholungen und Nebenbegriffen überladen ist.

II. Als ein Activum, wo es zunächst das Intensivum von schleifen ist, und den verstärkten Laut nachahmet, welchen ein schwerer Körper macht, wenn er geschleifet wird. 1. Eigentlich, wo es überhaupt von dem langsamen Ziehen schwerer oder widerstehender Dinge gebraucht wird. Die Pferde können den Wagen kaum aus dem Kothe schleppen. Jemanden fortschleppen, der Widerstand leistet. Ingleichen von dem Tragen schwerer Lasten, weil dieses dem äußern Anscheine nach mit einer Art des Ziehens verbunden ist. Etwas kaum fortschleppen können, kaum forttragen. Sich mit etwas schleppen, eine schwere Last tragen. 2. Figürlich. 1) Eine lästige unangenehme Sache, ingleichen eine verächtliche Sache bey sich führen, und in noch weiterer Bedeutung, mit solchen Personen oder Sachen verbunden seyn; da es denn als ein Reciprocum üblich ist. Sich mit jemanden schleppen, mit einer verächtlichen Person genau verbunden seyn, oder doch auf eine verächtliche Art mit derselben verbunden seyn. Sich mit Grillen, mit einer Krankheit schleppen, als mit einer lästigen, unangenehmen Sache. 2) Sehr häufig wird es im Hochdeutschen für das mehr Oberdeutsche schleifen gebraucht, auch von leichten Dingen, da denn wieder der Begriff der Schlaffheit der herrschende wird. Ein Band, einen Strick hinter sich her schleppen. Wo man doch in der anständigern Sprechart lieber schleifen gebraucht. So auch das Schleppen.

Anm. Im Nieders. slepen, im Schwed. släppa, welches aber eigentlich nachlassen, schlaff machen bedeutet, im Böhm. sslepowati, ziehen. S. Schleifen, Schlaff und Schlapp.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1524.
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