Schmälen

[1555] Schmälen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und in einer doppelten Bedeutung üblich ist. 1) Bey den Jägern bedeutet es im weitern Verstande, einen Laut von sich geben, seine Stimme hören lassen; wo es doch nur von den Rehen und Rehböcken üblich ist, und auch melden und schrecken genannt wird. 2) In der vertraulichen Sprechart ist schmälen, seinen Unwillen durch Worte an den Tag legen; wo es zugleich ein gelinderer und vertraulicherer Ausdruck ist, als schelten und andere gleichbedeutende, indem er einen geringern Grad des Unwillens und gelindere Ausdrücke desselben voraussetzt. Den ganzen Tag schmälen. Auf jemanden schmälen. Ja, wenn doch nur Ein Mahl dein Vater auf dich schmälte, Rost. So auch das Schmälen.

Anm. Im Nieders. gleichfalls schmälen und schmeilen. Es ist der Form nach ein Diminutivum von schmähen, gleichsam ein wenig schmähen, da es denn aus schmähelen zusammen gezogen ist, S. -Eln; woraus zugleich erhellet, daß auch die Schreibart schmählen ihre Gründe für sich hat. Dem Ursprunge nach scheinet es eine Onomatopöie zu seyn, wie solches die erste bey den Jägern übliche Bedeutung wahrscheinlich macht. Und da sie dieses schmälen auch melden nennen, so erhellet daraus zugleich die Verwandtschaft mit diesem Worte und mit 2 Mahl, die Sprache, von welchem letztern es vermittelst des intensiven Zischlautes gebildet worden. In der Rothwälschen Diebessprache ist schmalen übel von jemanden reden, und Schmalkachler ein Verleumder.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1555.
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