Schnell (2)

[1600] 2. Schnêll, -er, -ste, adj. et adv. Es ahmet eigentlich den Laut einer mit Schnellkraft verbundenen, folglich ohne merkliche Zwischenräume der Zeit geschehenden Bewegung nach, und wird in einer doppelten Bedeutung gebraucht. 1) Ohne merklichen Zwischenraum der Zeit oder der Erwartung entstehend, wirklich werdend; für schleunig, und das niedrigere jäh, jähling, ingleichen für plötzlich, obgleich dieses letztere, weil es eigentlich einen stärkern Schall ausdruckt, zunächst auch einen noch höhern Grad des Unerwarteten bezeichnet als schnell. Es geschahe schnell ein Brausen, Apost. 2, 2#. Schnell ward ein groß Erdbeben, Kap. 16, 26. Ein schneller Tod. Schnell sterben. Zu schnellen Wendungen des Schicksals bestimmt seyn, zu plötzlichen, unerwarteten. Schnell mit dem Munde seyn, nicht so wohl geschwinde reden, als vielmehr, Fertigkeit besitzen, ohne merkliche Zubereitung oder Überlegung zu reden, welches man in manchen Fällen auch vorschnell, voreilig nennet. Sey nicht schnell mit deinem Munde, Pred. 5, 1. 2) In der Bewegung selbst einen großen Raum in unmerklich kurzer Zeit zurück legend, wo es, besonders in der edlern Schreibart, für die gemeinen hurtig und geschwinde gebraucht wird, eigentlich aber einen noch höhern Grad der Geschwindigkeit andeutet als diese. Schnell wie ein Pfeil, wie ein Hirsch. Unser Leben fähret schnell dahin, Ps. 90, 10. Schnell wachsen. Schnell daher kommen. Schnell laufen. Ein schneller Hirsch. Die Zeit vergehet schnell. Der Bach fließt schnell. Einem Dinge eine schnelle Bewegung mittheilen. Du klommest schnell den Baum hinauf, Geßn.

Anm. Schon bey dem Kero, Ottfried und Notker snell, im Angels. snel, im Schwed. snäll, im Isländ. sniallur, im Ital. snello. Es ist der natürliche Laut einer mit Schnellkraft verbundenen geschinden Bewegung, und daher mit schnallen und schnellen Eines Geschlechtes. S. diese Wörter. Die ähnlichen hurtig, schwind oder geschwinde, schleunig, plötzlich, die Oberd. stumpf und stumpflich, das Nieders. rapp u.s.f. sind gleichfalls von dem Laute schneller Bewegungen anderer Körper entlehnet worden. Aber eben diese Onomatopöie ist auch Ursache, daß diese Wörter doch nicht in allen einzelnen Fällen für einander gebraucht werden können. Figürlich ist im Schwed. Snille und im Isländ. Snilld der natürliche Witz, Ingenium. Mit andern Endlauten ist im Angelsächs. snude, Nieders. sneidig, im Isländ. snudur, snottr, snögg, snöggt, im Schwed. snar, Niedersächs. snor, snima. bey dem Kero sniumo u.s.f. schnell.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1600.
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