Schnurre, die

[1613] Die Schnurre, plur. die -n. 1. Von dem Zeitworte schnurren, ein Werkzeug, womit man schnurret, ein schnurrendes Ding. 1) Eigentlich. So wird die Nase und das Maul im Niedersächsischen noch häufig die Schnurre genannt, weil damit in manchen Fällen gleichfalls ein schnurrender Laut hervor gebracht wird. Jemanden über die Schnurre hauen, im Niedersächsischen auch figürlich, ihn anfahren; ihn anschnurren. Schnautze, Schnabel, und ohne Zischlaut Nase, das Nieders. Nes u.s.f. sind nur in den Endlauten verschieden, welche Verschiedenheit denn freylich auf verschiedenen Onomatopöien beruhet. Eine Schnarre, welche[1613] einen groben dumpfigen Laut verursacht, wird noch sehr häufig eine Schnurre genannt, welchen Nahmen auch ein schnurrendes Spinnrad u.s.f. im verächtlichen Verstande bekommt. 2) Figürlich. Schlechtes Hausgeräth heißt im gemeinen Leben häufig Schnurren, vielleicht wegen des schnurrenden Lautes, welchen es im Hantiren macht, um welches willen es auch Gerümpel genannt wird. In weiterm Verstande ist Schnurre ein jedes schlechtes elendes Ding seiner Art. S. auch Schnurrpfeife. 2. Ein scherzhafter Einfall, eine lächerliche Erzählung, eine Posse in Worten, heißt im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, eine Schnurre. Allerley Schnurren vorbringen. Da die gleichbedeutenden Schnake, Schwank u.s.f. insgesammt zunächst lächerliche gaukelhafte Bewegungen, und noch näher nach ihrem Ursprunge, schnelle Bewegungen überhaupt bedeuten, so scheinet auch Schnurre in dieser Bedeutung auf ähnliche Art gebildet zu seyn, da es denn zu schnurren, so fern es der Ausdruck einer schnellen kreisförmigen Bewegung, ja einer jeden schnellen Bewegung ist, und zu dem Schwed. und Nieders. snar, snarre, schnell, hurtig, gehören würde. S. auch Schnurrig.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1613-1614.
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