Schritt, der

[1658] Der Schritt, des -es, plur. die -e, Diminut. das Schrittchen, Oberd. Schrittlein, von dem Zeitworte schreiten. 1. Die Öffnung der Füße zum Gehen, in dem gewöhnlichen langsamen Gange eines Menschen oder Thieres. 1) Eigentlich. Einen[1658] Schritt thun oder machen, einen Fuß vor den andern setzen, um sich dadurch fortzubewegen. Weite, enge, große, kleine Schritte thun oder machen. Mit starken Schritten kommen. Bey einem jeden Schritte stolpern. Mit leisen Schritten gehen. Einem auf allen Schritten nachlaufen. Seine wankenden Schritte verrathen Angst und Entsetzen. Schritt für Schritt, d.i. langsam, mit bedachtsamen Schritten, im Oberd. schrittlings; ingleichen figürlich:


Er wies dem Alten Schritt für Schritt

Hier bald das Matte, bald das Leere, (in einem Gedichte,)

Gell.


2) Figürlich. Den ersten Schritt in einer Sache thun, den Anfang in derselben machen. Kann es ihnen denn sauer werden, den zweyten Schritt zu thun, wenn ein so liebreicher Vater schon den ersten gethan hat? Less. Starke Schritte zu seinem Glücke thun. Die Jugend, welche den ersten Schritt in die Welt wagt.

2. Die Entfernung beyder Füße von einander im Schritte, die Weite der Öffnung beyder Füße. 1) Eigentlich, da es denn als ein Maß der Länge, besonders als ein Feldmaß üblich ist. Es ist nur Ein Schritt davon. Sechs Schritte lang. Tausend Schritte weit. Der gewöhnliche oder einfache Schritt (Gressus) wird auf 2, 21/2 auch wohl 3 Fuß gesetzet, dagegen der doppelte Schritt (Passus) 4 oder 5, der geometrische Schritt aber allemahl 5 Fuß hat. 2) Figürlich, von einer kurzen Entfernung so wohl des Raumes als der Zeit. Es ist nur Ein Schritt zwischen mir und dem Tode, 1 Sam. 20, 3. Ist es wahr, daß von der Freundschaft nur Ein Schritt zur Liebe ist?

Es ist ein kurzer Schritt vom Grabe zu der Wiegen, Can.

3. Diejenige Art des Ganges, da man einen Fuß langsam vor den andern setzet; die gewöhnlichste Art des Ganges, zum Unterschiede von dem Laufen. Ohne Plural. Einen Schritt gehen, im Oberd. schrittlings. Einen starken Schritt gehen. So auch der Schritt eines Pferdes, die langsame, abwechselnde und wenig erhabene vorwärts gerichtete Bewegung aller vier Füße nach einander, so daß jedes Mahl nur Ein Fuß in Bewegung ist; zum Unterschiede von dem Passe, Trabe oder Trotte und Galoppe. Das Pferd gehet einen guten Schritt. Ein Pferd den Schritt gehen lassen. Einen Schritt reiten.

Anm. Im Tatian Scrito, im Nieders. Schrede, Schree. S. Schreiten. Von dem Nieders. striden für schreiten, ist in dieser Mundart auch Strede für Schritt üblich, Angels. Straede, Engl Stride.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1658-1659.
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