Schwärmerey, die

[1717] Die Schwärmerēy, plur. die -en, welches nur in der dritten und vierten figürlichen Bedeutung des Zeitwortes üblich ist. 1) Als ein Abstractum und ohne Plural, die Fertigkeit, verworrene Vorstellungen, d.i. Einbildungen, und undeutliche Vorstellungen, d.i. Empfindungen, zum Nachtheile klarer und deutlicher Vorstellungen, zum Bestimmungsgrunde seiner Urtheile und Handlungen zu machen. Die Schwärmerey in der Religion ist die Fertigkeit, Einbildungen und Empfindungen für göttliche Wirkungen und Wahrheiten anzunehmen, welche den Enthusiasmus und Fanatismus unter sich begreift, wovon der erstere eigentlich auf Einbildungen, und der letzte auf die Empfindungen geht. Im weitesten aber nicht gewöhnlichsten Verstande ist Schwärmerey zuweilen die Fertigkeit, andere Erkenntnißquellen der göttlichen Wahrheiten anzunehmen, als die heilige Schrift, da sie denn mit dem Aberglauben überein kommt. 2) Als ein Concretum, Meinungen und Handlungen, so fern sie auf verworrene und undeutliche Vorstellungen, zum Nachtheile klarer und deutlicher gegründet sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1717.
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