Schwach

[1700] Schwách, schwácher, schwchste, adj. et adv. 1) In mehr eigentlichem Verstande, nicht die gehörige Consistenz und Festigkeit habend; eine jetzt veraltete Bedeutung, wofür unter andern auch das nahe verwandte weich üblich ist. Man gebraucht es nur noch zuweilen, für dünn, nicht die gehörige Dicke habend, wo es doch zunächst zur folgenden Bedeutung gehöret, wegen Dünnheit nicht die gehörige Stärke habend. Ein schwaches Reis. Ein Bret schwächer machen, dünner. 2) Figürlich ist schwach dem stark entgegen gesetzet, da es denn in allen Fällen gebraucht wird, wo es einem Dinge an dem gehörigen oder doch gewöhnlichen Grade der Stärke, der innern Intension u.s.f. fehlet. Ein schwacher Mensch, so wohl in Rücksicht der Kräfte des Leibes, als auch des Geistes, des Gemüthes. Ein schwaches Kind. Der Mensch kommt schwächer und hülfloser auf die Welt, als alle andere beseelte Geschöpfe, Sonnenf. Schwach an Kräften, am Verstande, am Geiste, an Beurtheilungskraft. Ein schwaches Gedächtniß, ein schwaches Gesicht, ein schwaches Gehör[1700] haben. Sein Verstand wird schwach. Eine schwache Festung. Daher es auch zuweilen von der geringen Anzahl gebraucht wird, wenn die Stärke zugleich mit auf der Zahl beruhet. Die feindliche Armee war dieß Mahl sehr schwach. Ob das Volk darin stark oder schwach wäre, 4 Mos. 13, 19. Ein schwaches Gemählde, welches nicht die gehörige oder gewöhnliche Güte hat. Eine schwache Farbe, welche nicht den gewöhnlichen Grad der Höhe oder Lebhaftigkeit hat. Schwach blasen, singen, reden u.s.f. Eine schwache Stimme. Hierin ist er schwach, hat er nicht die gehörige oder gewöhnliche Stärke. Jemanden auf der schwachen Seite angreifen. Vor Alter schwach seyn. Der Kranke ist sehr schwach. Der Puls geht schwach. Ein schwaches Gewissen, wobey aus Mangel der Erkenntniß viele irrige Bestimmungen angenommen werden. Die Schwachen sind in der Deutschen Bibel und oft auch außer derselben nicht so wohl Unwissende, als vielmehr Personen von mangelhafter und unrichtiger Erkenntniß, und darin gegründeter irriger oder unbeständiger Entschließung.


Der Einfalt Nasen drehn, den Schwachen hintergehn,

Opitz.


Anm. Bey dem Stryker swach, im Nieders. swack, im Holländ. zwack, im Schwed. svag. Es ist schon von andern bemerket worden, daß schwach allem Vermuthen nach das Intensivum und eine Figur von weich ist, zumahl da das Holländ. wack und Engl. weak so wohl weich als schwach bedeuten. Bey dem Notker ist Weichi ausdrücklich Schwäche. Im Bretagn. ist qwac schwach. Siehe auch Feige, das Adjectiv. welches gleichfalls von weich abstammet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1700-1701.
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