Schwachheit, die

[1702] Die Schwáchheit, plur. die -en, ein vermittelst der Ableitungssylbe -heit aus dem Beyworte schwach gebildetes Hauptwort. Es ist in doppelter Bedeutung üblich. 1. Als ein Abstractum, folglich ohne Plural, außer etwa von mehrern Arten, der Zustand, da ein Ding schwach ist. 1) * In mehr eigentlichem Verstande, für Dünnheit, ist es nicht gebräuchlich, wohl aber Schwäche. 2) In figürlichem Verstande. (a) Der Zustand, da es dem Körper an den gehörigen oder doch gewöhnlichen Kräften fehlet; wo es mit Schwäche gleichbedeutend ist. Vor Schwachheit nicht aufstehen können. Der Kranke liegt in großer Schwachheit. Von den Sinnen gebraucht man lieber Schwäche. (b) Von der Seele und ihren Fähigkeiten; wo es gleichfalls mit Schwäche gleichbedeutend ist. Die Schwachheit des Verstandes, des Gedächtnisses, der Beurtheilungskraft. In engerer Bedeutung ist die Schwachheit oft so viel als Weichherzigkeit, Mitleiden, Liebe u.s.f. so fern diese Empfindungen aus dem Mangel einer gewissen Stärke der Seele und ihrer untern Kräfte herrühren, da sich denn das Wort schwach hier wiederum seiner Quelle, dem Worte weich, nähert. Man kann der menschlichen Schwachheit eine Thräne erlauben. Viele Schwachheit für das andere Geschlecht haben. (c) In noch weiterer Bedeutung ist die Schwachheit die wesentliche Einschränkung der Zufälligkeit und Veränderlichkeit eines zufälligen Dinges; in welchem Verstande Schwäche nicht üblich ist. Die menschliche Schwachheit. Das Gegenmittel wider die langwierige Schwachheit unserer jüngern Jahre finden wir in der zärtlichen Zuneigung der Ältern zubereitet, Gell. 2. Als ein Concretum. Eine in dem Mangel der gehörigen oder doch gewöhnlichen Kräfte gegründete Veränderung. Krankheiten und Schwachheiten. Die Schwachheiten des Alters. So auch figürlich, Veränderungen, welche aus dem Mangel der gehörigen deutlichen Erkenntniß oder der gehörigen Stärke und Festigkeit des Willens herrühren. Das sind Schwachheiten. Jemandes Schwachheiten übersehen. Daher in der Theologie auch die Schwachheitssünden häufig Schwachheiten genannt werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1702.
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