Schwatzen

[1724] Schwatzen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, viel und unerhebliche, unüberlegte Dinge reden, einen reichen Fluß der Worte bey unerheblichen Dingen haben. 1. Im weitesten Verstande, wo es mit verschiedenen Nebenbegriffen üblich ist. 1) Vertraulich reden, so daß der Nebenbegriff des Unerheblichen verschwindet. Mit jemanden schwatzen. Von etwas schwatzen. Plaudern wird in eben demselben Verstande gebraucht. 2) So daß der Nebenbegriff des Unerheblichen, des Unwichtigen, oft auch des Unbesonnenen, merklich hervorsticht. Er schwatzt was ihm in den Mund kommt. Es ist bey ihm des Schwatzens kein Ende. Die Wahrsager und Zeichendeuter, die da schwätzen, (schwatzen) und disputiren, Es. 8, 19. Müssen die Leute (zu) deinem großen Schwätzen schweigen? Hiob 11, 3. 2. In engerer Bedeutung ist es zuweilen so viel wie ausschwatzen. Aus der Schule schwatzen, anvertraute oder geheime Dinge aus bloßer Begierde zu reden verrathen. Du weißt, ich schwatze nicht. So auch das Schwatzen.

Anm. Im Holländischen swetsen, im Engl. ohne Zischlaut to twattle. Die Form zeigt, daß es ein Intensivum von einem veralteten schwaden ist, welches reden überhaupt bedeutet hat, und wovon das Lat. suadus, wortreich im guten Verstande, suadere, rathen, (welches Deutsche rathen mit reden Eines Ursprunges ist,) das Schwed. svassa, schwülstig reden, das Böhm. swedciti, bezeugen, Zeugniß ablegen, u. a. m. Eines Geschlechtes sind, als welche alle Arten des Redens bezeichnen. Der Begriff des Vielen, des Unerheblichen fließt aus der Intension, schwatzen für schwadsen, von schwaden. Es ist, wie alle Wörter dieser Art, und wie das verwandte waschen für plaudern, ohne Zweifel eine Onomatopöie. Die Form schwätzen, welche in der Deutschen Bibel vorkommt, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. Im Oberdeutschen hat man davon das Hauptwort der Schwatz, ein vertrauliches,[1724] ingleichen wortreiches Gespräch, welches aber im Hochdeutschen fremd ist. S. Geschwätz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1724-1725.
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